Tierisch menschlich

Ezri

Administrator
Tierisch menschlich

Neulich abends saß ich mit meiner Freundin in einer Bar, als ich bemerkte, wie uns so ein Gorilla anstarrte.
„Was stiert der blöde Ochse uns so an?“ zischelte meine Freundin.
Ich zuckte nur die Achseln.
„Der ist ja eklig, komm laß uns zur Toilette gehen.“
Ich nickte und schon bald standen wir vor dem Spiegel des Damenklos. Im grellen Neonlicht erst viel mir auf, dass ich doch schon recht kräftige Krähenfüße hatte. Meine Freundin war zwar gleich alt, aber bei ihren Kuhaugen viel so was noch nicht so stark auf.
Sie stützte sich bei mir auf und zog ihren linken Schuh aus. Wie sie da so auf einem Bein balancierte fragte ich sie, was denn sei.
„Ein Hühnerauge zwickt mich fürchterlich, da schau?
Ich grinste:“ Kein wunder, wenn Du mit Entenfüßen rumläufst.“
Erst schaute sie mich verständnislos an, dann schaute sie auf ihre Füße und dann musste auch sie grinsen. In der Tat, sie hatte ihre Schuhe verkehrt herum angehabt.
Schnell wechselte sie die Schuhe von einem Fuß auf den anderen und erleichtert atmete sie auf. Und wieder schauten wir beide kritisch in den Spiegel.
„Findeste nicht auch, dass ich nen Schwanenhals habe?“
„Eher nen Schildkrötenhals, so faltig wie der schon ist.“ Flachste sie.
Gackernd wie zwei Hühner verließen wir die Damentoilette wieder und setzten uns an unseren Tisch.
Der Typ von vorhin hatte sich mittlerweile an den Nachbartisch gesetzt.
„Boah, der stinkt ja wie ein Iltis“ flüsterte ich so laut leise, wie es eben ging in dieser Bar.
„Ja, Du hast recht, laß uns gehen.“
Wir zückten unsere Geldbeutel, winkten dem Kellner zu, dass wir zahlen wollen und warteten ab.
Der Gorilla am Nachbartisch nahm all seinen Mut zusammen und sprach meine Freundin an.
„Entschuldigung, aber so unschuldig schöne Rehaugen, wie die Ihren hab ich noch nie gesehen.“
Ich wurde schon fast grün im Gesicht, von seinen Körperausdünstungen und wegen dieser wirklich dämlichen Anmache.
Zickig drehte meine Freundin den Kopf weg und stand demonstrativ auf.
„Komm, wir gehen.“

Draußen dann: „Diese eklige fette Qualle, was bildet sich dieses Rindvieh nur ein?
Schnaubte sie empört.
Ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen und auch sie musste wieder grinsen.
Wie wir so durch die Nacht schlenderten sahen wir auf der anderen Seite der Straße ein Pärchen.
„Na nun schau Dir mal diesen Bürohengst an.“ Lästerte ich.
Wir bummelten noch etwas weiter und da die Nacht warm war standen einige Fenster der Häuser offen.
Aus einem der Fenster drang ein heftiges Stöhnen und dann:“ Ja, Du geiler Hengst… ahhh… besteig mich… . --- Uhhhh… was bist du für eine geile Sau… machs mir.. --- So eine *keuch* rassige Stute, wie dich… ohhh… wollte…. Ich schon immer mal… jaaaahhhh… flachlegen…. *stöhn*

Ich biß mir auf die Hand um nicht laut los zu lachen, so ein Schweinkram, ich kam mir vor wie ein Schulmädchen von 14 Jahren.
Meiner Freundin ging es nicht anders und wie zwei dumme kleine Gänse verkrümelten wir uns um die nächste Ecke um zu kichern.
Wir befanden uns in einem kleinen Hinterhof und als wir uns endlich beruhigt hatten hörten wir etwas klirren. Der Schein einer Taschenlampe geisterte durch eine der Wohnungen. Leise wie eine Katze schlich der Einbrecher auf der Suche nach Beute durch die Wohnung.
„Laß uns die Bullen rufen.“ Schlug ich vor.
Meine Freundin zückte ihr Handy und wählte die Notrufnummer.
Nach kurzer Zeit schon hörten wir ein Fahrzeug sich nähern. Das konnte nur die Polizei sein. Aber der Einbrecher, schlau wie ein Fuchs, witterte schon die Gefahr und flüchtete über das Dach. Wie ein Ochs vorm Scheunentor stand der Wachtmeister vor der aufgebrochenen Wohnungstür und wusste nicht, was er zu erst machen sollte.
Sein Kollege hingegen spurtete hinter dem Einbrecher hinterher.
Und nach einiger Zeit hörten wir in der Ferne lautes schimpfen

Du dummes Schwein… Laß los, Du scheiß Bulle…

So ging es in einem fort, bis der Einbrecher im Polizei-Auto saß.

Was für eine Nacht. Meine Freundin und ich beschlossen nun endgültig den Heimweg anzutreten.
Zu Hause angekommen, stakste ich wie ein Storch im Salat durch meine Wohnung. Überall lagen Klamotten herum, mehr auf dem Fußboden, als in meinem Schrank. Typisch für mich.
Mein Anrufbeantworter blinkte und nach Knopfdruck ertönte die weinerliche Stimme meines Ex-Freundes.

„Blöder Affe“ murmelte ich, „haste es noch nicht kapiert, es ist aus.“

In solchen Dingen konnte ich echt eine Schlange sein.
Ich schaltete das Gerät ab, ließ meine Kleidung fallen wo ich gerade stand und stakste zu meinem Bett.
Schon bald schlief ich tief und fest wie ein Murmeltier und träumte von tierischen Sachen….


Ezri, 17.06.03
 

Ezri

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Epilog:

Ich vergaß noch zu erwähnen, daß die diebische Elster in den Knast kam, ich in der gleichen Nacht noch zu meiner Freundin rübergetigert bin und der fette Gorilla in der Bar sich im Suff noch benommen hat, wie ein Elefant im Porzellanladen... *ggg*
 
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