Wenn ein "echtes Raumschiff" abhebt. Erlebnisse eines Space Shuttle Starts.

Staska

New Member
So fühlt es sich an, wenn ein "echtes Raumschiff" zu den Sternen fliegt....


Einleitung...
Der Space Shuttle Discovery war der dritte Orbiter, der ins Weltall flog. Discovery hatte am 30.August 1984 mit STS-41-D ihren Jungfernflug. Die Raumfähre war insgesammt 39 mal auf Missionen im All. Discovery brachte eine Vielzahl an Versorgungsgütern und Module für die Internationale Raumstation ins All. Der Deutsche Astronaut Thomas Reiter, der in Neu-Isenburg bei Frankfurt a. Main aufgewachsen ist, flog ebenfalls mit Discovery ins All. Ich bin stolz und glücklich bei diesem letzten Start der besagten Raumfähre persönlich anwesend gewesen zu sein. Damit habe ich mir einen Lebenstraum erfüllt. ;-)
Es war einfach gigantisch! Ich stand etwa 10 km von der Raumfähre weg, als sie abhob. Stellt es euch so vor: Ihr seht den Start ohne Ton, und erst, wenn ihr die Raumfähre schon weit oben seht, kommt der Schall an, und es donnert und bebt richtig!

Aber lasst mich von Anfang an erzählen:

Damals war ich mit meinem Ex-Freund unterwegs.
Wir durften am 24.2.2011 schon sehr früh aufstehen. Um 5 Uhr Ortszeit (Florida) klingelte der Wecker. In Deutschland war es erst 23h am Vorabend. Wir trafen uns gegen 7h frühs an einem Parkplatz und stiegen dort in die Busse, die uns zum KSC (Kennedy Space Center) bringen sollten. Wir hatten unser Quartier damals in Titusville aufgeschlagen, das befindet sich auf der anderen Seite des KSC. Die Busse brachten uns zum Eingang des Raumfahrtkomplexes. Wir hatten uns Klappstühle gekauft, jeder eine Gallone (3,8 L) Wasser und riesige Sandwiches. Somit waren wir gut bepackt. Die Kamera durfte nicht fehlen. Hinzu noch die Ausweise und weitere Getränke. Beim Eingang wurden wir in einer Sicherheitsschleuse wie am Flughafen auf Waffen gecheckt, dann durften wir ins Center. Dort hatten wir erst einmal 3 Stunden Zeit. Wir konnten uns den Raketenpark ansehen, etwas Essen und Trinken. Wir sahen den Aufbau der Tribüne für die Leute, die Nur ein Ticket für das KSC Gelände erhalten hatten. Auch eindrucksvoll. Riesige Leinwände, und dahinter würde man später das echte Shuttle aufsteigen sehen.
Aber für uns ging es noch weiter:

Wir stellten uns gegen halb 11 schon mal an, und standen geschlagene 2 Stunden in einer Schlange. Endlich kamen wir zu unserem Bus, der uns weiter zum Couseway transportieren sollte. Wir konnten über Funk etwas mithören, dass die Astronauten in ihren Van stiegen und auch im Shuttle Plaziert wurden. Wir warteten weitere 2 Stunden im klimatisiertem Bus. Immerhin waren gefühlt 150 Busse dort. Dann rollten wir endlich los und kamen auf einen schon sehr gut besuchten Couseway an. Wir stellten die Klappstühle auf und beobachteten das Treiben, aßen, tranken, hörten Durchsagen und plötzlich kam der Countdown ein letztes mal für 40 min zum Erliegen.
Letzte Checks wurden durchgeführt, und dann kam die berühmteste Frage aller Fragen. Go?

Die Stationen wurden abgefragt, wir haben es über Lautsprecher gehört. Jede Station sagte GO! Bis auf die Letzte..

RSO is NO GO.

Es blieben noch 5 Minuten, bis der Countdown fortgesetzt werden konnte... Die Uhr tickte... Es war eine unglaubliche Stille. Tausende von Menschen... Still... jeder in Gedanken versunken. Was wenn sie heute nicht starteten?
Ich lief nervös hin und her, den Kopf in die Hände versunken. Die ganze Prozedue... morgen nochmal? Nochmal lange Anstellen? Nochmal die Busfahrt? Nochmal so früh aufstehen? So lange ausharren?
"Wenn es so ist, dann ist es eben so." sagte ich mir im stillen. Mein Ex-Freund und unsere beiden Kumpel, die aus einem Raumfahrtforum dabei waren, waren ebenso geschockt. Wir rechneten schon mit baldigem Aufbruch doch dann....

RSO is GO!!!

Noch nie im Leben habe ich irgendwo irgendwann Menschen so jubbeln gehört! Die Countdownuhr lief wieder. Es würde einen Start geben! Heute! Ja, tatsächlich! In 5 Minuten!!! Die Discovery würde zu den Starnen reisen! Alles klatschte, alles jubelte! Ich weinte vor Glück und vor weiterer Nervösität.

Die letzten 2 Minuten habe ich nicht wirklich mitbekommen. Es war, als würde ich träumen. Die Discovery stand auf ihrer Startrampe, leichter Dampf stieg auf, dann wurde der Countdown vom Kommentator heruntergezählt. Liebevoll, hart und doch so real - für mich jedoch so unglaublich...

T- is 10....9....8....7...6....5....4....3...Main Engines Start... We have Main Engines Start....2....1.... and....

LIFTOFF! We have Liftoff! Discovery is hiding the stars for their final Mission!

Jubbel! Gänsehaut! Go Baby Go Baby Go....GO GO!!!

Die Triebwerke der Feststoffbooster leuchteten auf, Dampf... so VIEL DAMPF.... Dann hob sie ab, Majestetisch schön, eine Drehung.... alles ging so schnell.... Der Feuerstrahl HELLER ALS DIE SONNE!!!

Unglaublich... Ich schrie... ich weinte... ich war überglücklich und etwas blass. Dann kamm der Schall. Donnernd, bebend... unglaublich.

In weniger als 5 minuten war Discovery nicht mehr zu sehen. Die Feststoffbooster wurden abgespreng, wir sahen sie zur Erde fallen.

Dann wieder ab in die Buss und dann kam der Stau... aber das ist eine andere Geschichte... ;)

Die Landung am 9. März 2011 haben wir leider nicht mehr gesehen. Da waren wir schon wieder in Deutschland.
 
Oben