Berlusconi & Co, Wie die Welt zum Kindergarten wird

Jeffrey Cox

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Kennen Sie Adolf H*t**r? Nein? Sie sollten ihn kennen, denn allein der Umstand, dass sein Name z.B. auch hier zensiert wird, zeigt doch, dass mit dem Mann kein Kirschenessen ohne Todesfolge möglich war. Die Älteren unter uns werden sagen "Das ist doch schon lange her!", aber anscheinend nicht lange genug, um immer wieder als Aufhänger benutzt zu werden, wenn Politiker mit wirklich nachvollziehbaren Argumenten nichts mehr anfangen können oder, wenn sie einfach von Haus aus die Entgleisungspolemik, wie wir sie letzte Tage wieder erleben konnten gleich in die Wiege gelegt bekommen haben und einfach nicht anders können...

Da wäre z.B. der Herr Berlusconi (mit dem übrigens auch nicht gut Kirschenessen ist... ups... nicht, dass ich ihn in einen Topf mit dem zensierten Typen von oben werfen wollte, aber es stimmt nun einmal. Sagen wir mal mit Berlusconi ist nicht so gut Kirschen essen und lassen die Todesfolge einfach mal links liegen...). Herr Berlusconi ist ein ganz mächtiger Mann in Italien. Der Herr Berlusconi muss sein Geld immer vorher waschen bevor er es ausgibt und wenn dann doch Staatsanwälte auf den Versen des schlagfertigen, kleinen Zwerges sind, dann muss er halt die Gesetze schnell ändern. Eigentlich ist das nicht so toll. Warum macht er es dann? Er will seinen kleinen Hintern retten und was noch wichtiger ist: Weil er es kann! Gut, dass ein sehr bekannter, ehemaliger Mafia-Jäger und Anwalt jetzt in der italienischen Opposition sitzt.

Auf jeden Fall hat dieser Berlusconi schnell noch ein paar Sachen "geklärt", bevor er dann Anfang des Monats die Ratspräsidentschaft über die EU antreten konnte, ohne dabei schief von der Seite... eher von oben (164 cm) angesehen zu werden. Natürlich muss er seine Parlamentarier alle begrüßen und das macht er auch gerne. Nachdem Silvio (so heißt der Herr Berlusconi mit Vornamen) aber gehört hatte, dass einer der Parlamentarier (Herr Schulz, Vertreter Deutschlands und SPD-Mitglied) sich etwas kritisch zur Art und Weise äußerte, wie Silvio seine schmutzigen, winzigen Westen wieder weiß wäscht, musste die Begrüßung anders ausfallen als erwartet. Silvio, der ja Dauergast in italienischen Gerichtssälen war, ist und wohl auch in Zukunft sein wird sagte:
„Herr Schulz, ich weiß, dass in Italien derzeit ein Produzent einen Film über Nazi-Konzentrationslager dreht. Ich würde Sie für die Rolle des Anführers vorschlagen. Sie wären perfekt dafür."
Silvio lächelte und hätte fast über sich selbst geklatscht, weil sehr viel Zeit seit dem letzten Schenkelklopfer vergangen war. Natürlich lachten alle Parlamentarier mit Silvio über diesen Witz… in Silvios Phantasie, in der übrigens auch der Betroffene selbst lachen sollte und ganz Deutschland wahrscheinlich auch.

Kennen Sie Herrn Schulz, EU-Abgeordneten Schulz? Ein guter Mann, denn er sagte, wenn denn die Übersetzung stimme, habe ihn Berlusconi „in der Rolle des Kapo, des SS-Schergen gesehen“. Sein Respekt vor den Nazi-Opfern verbiete es ihm, darauf einzugehen. Sehr diplomatisch und zugleich scharf formuliert, besonders die Bemerkung die Übersetzung betreffend. Berlusconi wies leider nicht auf eine fehlerhafte Übersetzung hin, sondern lachte lauthals und riss die Arme im Triumph (in seiner Phantasie) hoch, während Schulz anhaltenden, anerkennenden Applaus erntete. Berlusconi fand seine Bemerkung gar nicht geschmacklos, vielmehr wäre die Kritik, die Schulz und andere an ihm geübt hätten geschmacklos (weil wahr!).
„Es war Ironie!“
… Er hat etwas anderes gesagt als er dachte? Die Gedanken möchte ich nicht lesen können…

Soweit so gut. Am nächsten Tag spielte sich in Cardiff, England etwas sehr merkwürdiges ab. Eine deutsche Lehrerin, die neu an einer englischen Schule unterrichtete wurde von mehreren Mitschülern mit dem Gruß des zensierten Herren vom Anfang „begrüßt“. Die Deutsche war natürlich sehr erfreut… (Das war Ironie.)
An sich ist das so genannte „Kraut-Bashing“ nicht unüblich in England. Allein der Geschichtsunterricht ist so aufgebaut, dass die Kleinen (die vielleicht auch mal im EU-Parlament sitzen werden) mehr über das „Third Reich“ lernen als über alle anderen Themen zusammengenommen. Die Geschichte des eigenen Heimatlandes muss zurückstehen, schließlich muss man das Feindbild, dass noch in den 50ern in den „Vertraut-keinen-Deutschen-auch-wenn-Sie-euch-die-Hand-reichen“-Filmen propagiert wurde, aufrechterhalten. Es gibt ja sonst nichts zu tun…

Da wäre noch ein Fall…
Unser Außenminister, der Joschka, wollte nach Schweden, um Werbung für den Euro zu machen, da es dort so aussieht, dass die Mehrheit gegen die Europäische Währung ist und bald die Volksabstimmung startet. Promt wurde der Herr Außenminister von der Chefin der schwedischen Zentrum-Partei Maud Oloffson als Terrorist bezeichnet. Warum? Also, ich weiß es nicht… Ihr sind wohl die Argumente ausgegangen und da versuchte ihr alterndes Hirn eine Verbindung zwischen einem Steinwerfer-Öko und dem Euro herzustellen. Gut, dass diese Verbindung nicht ganz plausibel war. Sogleich wurde die Dame von der schwedischen Außenministerin gewarnt, denn sie finde es sehr richtig, dass Fischer deutlich mache, dass der Euro nichts mit der momentan schwächelnden Wirtschaft in Deutschland zu tun habe. Wenigstens hat sich die freche Schwedin fast sofort entschuldigt. Silvio wollte ja nicht. Zuvor war die Oloffson in die Kritik geraten, weil sie eine geisteskranke, britische Politikerin zu einem Anti-Euro-Seminar eingeladen hatte. Die verrückte Frau heißt Janet Bush (muss am Namen liegen…) und meinte im englischen TV zeigen zu müssen, dass die Küchenschabe unter meinem großen Zeh mehr im Hirn hat als sie, als sie meinte:
„H*t**r wollte eine Einheitswährung. Die moderne EU ist nicht gleichzusetzen mit Nazi-Deutschland. Aber wenn H*t**r dafür ist, dann sind wir dagegen."
Diesen "satirisch-politischen Schluss" könne man ziehen, fand Bush. Finde ich auch, wenn man dafür verbal die Fresse poliert bekommen möchte…

Ach übrigens. Bush, also Janet (nicht ihr verloren gegangener Cousin…) hatte ja in England mit einem lustigen Slogan gegen ihre Anti-Euro-Kampagne geworben. „"Ein Volk! Ein Reich! Ein Euro!“

Kaum fangen die Ferien an, wird in Italien vielleichtdarüber nachgedacht alle Deutschen an der Grenze wieder nach Hause zu schicken… zumindest wenn es man den für Tourismus zuständigen Staatssekretär Stefani fragt. Stefani schien von Berlusconi so inspiriert gewesen zu sein, dass sein Hirn im befohlen hatte folgendes zu sagen:
"Wir kennen sie gut, die Deutschen. Diese stereotypisierten Blonden [Anm.: Der zensierte Mann hatte übrigens gar nicht den blonden, blauäugigen als ideal bezeichnet. Wird wohl daran gelegen haben, dass der Zensierte selbst nicht blond war, blauäugig auch nicht und von körperlicher Kraft wollen wir bei diesem Waschlappen auch nicht sprechen…] mit dem supernationalistischen Stolz [Anm.: Einigkeit und Recht und Frei-hei-heit… füüüür das Deutsche Vaaaaterrrrlaaaaand!], schon seit jeher dazu indoktriniert, sich unter allen Umständen als die Klassenbesten zu halten (… sind wir das nicht?). Und wie alle Klassenbesten versäumen sie keine Gelegenheit, sich anmaßend zu verhalten. (...)

Es hat nämlich der ehemalige Buchhändler von Helrath [Anm.: Wen interessiert das?], Martin Schulz, keine Sekunde versäumt, unseren Ministerpräsidenten anzugreifen, und an der Intelligenz und Kompetenz unserer Minister zu zweifeln [Anm.: Also komm…]. Auf diese Weise hat Schulz absichtlich alle Italiener beleidigt, die sich mit ihrer Stimme demokratisch dafür entschieden haben, von diesen Parteien vertreten zu werden [Anm.: Das „Du-bist-schuld-!-Nein-du-!“-Spiel ist sooo langweilig.].

Ich bin empört, aber nicht verwundert. Die Deutschen sind es gewohnt, sich so zu benehmen [Anm.: Jupp.]. Sie essen unsere Spaghetti, aber sie versäumen keine Gelegenheit, sie gleichzeitig auf einem Teller mit einem Revolver statt mit der Soße darzustellen [Anm.: Soll ich mich jetzt totlachen? Schau dir an wie dein Majestro seine Pasta isst…]. Sie fallen lärmend über unsere Strände her, aber sie vergessen es gleichzeitig nicht, vor Beginn der Reisesaison in ihrer meistgelesenen Tageszeitung Bild (...) die Zahl der Autodiebstähle in Rimini oder sogar die letzten Statistiken der Mafiatoten auf Sizilien zu erwähnen [Anm.: Hallo? Italien = Polen? Sorry Polen… und kommt der Pate aus Frankfurt?].

In den vergangenen Tagen schließlich, anlässlich der italienischen EU-Präsidentschaft, hat der "Spiegel" keine bessere Titelseite gefunden als jene mit dem Foto von Berlusconi, der auf einem Thron sitzt mit der Überschrift "Der Pate". Die Botschaft liegt auf der Hand: "Berlusconi ist ein Mafiaboss [Anm.: Hey, du hast es erfasst!] und daher ist Italien ein Mafialand voller mafiöser Wähler [Anm.: Du bist aber gemein zu unseren italienischen Freunden…]. Ich habe nie die Deutschen als feine Humoristen geschätzt und dieser traurige Vergleich hat mich nicht zum Lachen gebracht [Anm.: Nee, schon klar. Du warst stinksauer, weil dein Boss so was von enttarnt wurde.]. (...)

Wir haben es nicht nötig, dass sie zu uns kommen, um uns zu belehren. Die Mafia ist Synonym für Tod und Leid. Ähnliche Anspielungen sind nicht angebracht und beleidigend. Aber dieser Martin Schulz, der wahrscheinlich mit dröhnenden Rülpswettbewerben nach Bier- und Fressgelagen mit frittierten Kartoffeln aufgewachsen ist, ignoriert dies [Anm.: Hehe, wo wir bei Vergleichen sind, mein Sohn.]. Er ist aber gleichzeitig fähig, sich empört und perplex zu zeigen, indem er mit seinen Mäuseaugen rollt und mit lauter Stimme den öffentlichen Pranger für denjenigen verlangt [Anm.: Hat er doch gar nicht. Hätte er aber tun sollen…], der eine einfache scherzhafte Bemerkung ohne Bösartigkeit [Anm.: Aber Ironie ;)] gemacht hat, als Antwort auf seine, ja, Bösartigkeit. (...)
Auf jeden Fall fährt unser Bundeskanzler Geerd nicht nach Italien. Auch Stefanie wollte sich nicht entschuldigen und so dürfen wir wohl eine Fortsetzung dieses Schlagabtausches erwarten. Vielleicht sieht er so aus:

Wir boykottieren den Pizzadienst,

nennen die CD-ROM um und

vermöbeln Itali Klitschko.

Herr Bush (verloren gegangener Cousin von Janet „Volk! Euro! Reich!“ Bush) wird sich über die Europäer kaputtlachen. Auch wenn Bush ein dummes Ding ist, so kann ich nur sagen, dass ich fast mitlache. Wann wir das in Zukunft schon wieder passieren?

Seltsamerweise gelingen solche Vergleiche sehr vielen Politikern und jedes Mal sind die Reaktionen dieselben. Tja, wir Deutschen haben wohl unser Paket zu tragen, aber solange wir selbstbewusst den Leuten entgegen treten, die die Nazi-Opfer dazu benutzen, um schlechte, verletzende Polemik zu betreiben, wird die Mehrheit in der Öffentlichkeit zu uns stehen. Irgendwie muss man doch glauben, dass bei so vielen Anspielungen und geschmacklosen Vergleichen -in denen ein schwarzer Teil der Geschichte Deutschland benutzt wird- und, dass sich manche Leute diese Zeiten zurückwünschen. Ich wäre dann einmal gespannt, ob der so uneinsichtige Berlusconi und der so uneinsichtige Stefani und die so uneinsichtige Bush dann immer noch Witzchen reißen würden. Wir hoffen , dass diese Zeit sich niemals wiederholt, auch wenn man uns glauben machen will, dass wir das schön bleiben lassen sollten... Die Hoffnung stirbt zuletzt...


Quelle: Das Risa-Bar Board
 
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