=/\= Ehaes Quartier =/\=
Immer wenn sich Ehae auf den Weg zu Rikals Quartier machte, fragte sie sich seit Kurzem bang, wie sie heute wohl empfangen werden würde. Nicht etwa, dass Rikal ihrer Kochkünste überdrüssig geworden war. Nein, nur seine Quartiergenossin, die sein Wohlergehen mit Argusaugen überwachte und eifersüchtig jeden Neuankömmling, besonders die weiblichen Geschlechts, begrüßte, machte ihr mitunter das Leben schwer. Rikal hatte sich nicht etwa eine Geliebte, sondern ein Haustier zugelegt, besser gesagt, es kam mit der letzten Fracht mit. Dieses Haustier namens Shata, gewandet in einen seidenweichen dunkelgrauen Pelz mit schwarzen Streifen, hatte sanfte hellblaue Augen. Diese Sanftheit täuschte jeden, aber Ehae hatte die Dame auch schon anders erlebt. Bei ihrem ersten Besuch standen sie sich gegenüber, kaum dass Ehae einen Schritt über die Schwelle gesetzt hatte. Shata präsentierte sich mit hochgerundetem Rücken, das Nackenfell gesträubt, den Schwanz doppelt so dick, wie normal, die Augen blitzend und aus dem geöffneten Maul mit den respektablen spitzen Zähnen der Störung ein erbostes Fauchen entgegenschleudernd. Ehae hatte zurückgefaucht, ihr damit demonstrierend, dass sie die Größere sei. Shata hatte sich daraufhin beleidigt zurückgezogen und Ehae den ganzen Abend ignoriert. Beim nächsten mal wurde Ehae kühl distanziert, halb desinteressiert beäugt, worauf sie einen Leckerbissen anbot. Nach einem misstrauischen Blick und kurzem Schnüffeln wurde dieser gnädig angenommen. Ab sofort herrschte Waffenstillstand, den Ehae mit Delikatessen festigte, sie wollte schließlich beim Kochen in Ruhe gelassen werden.
Rikal hatte nur amüsiert grinsend die Szene beobachtet. Aber Ehae war auf dem Land aufgewachsen, umgeben von verschiedenen Tieren. Wenn man ihnen nicht zeigt, wer der Herr im Haus ist, hat man schon verloren und braucht sich nicht zu beschweren, wenn sie einem auf der Nase herumtanzen.
N'nhaeirhu hatte offensichtlich mit Rikals neuer Herzensdame, die sich im allgemeinen recht herrschsüchtig und dominant gab, nicht soviel Glück. Der Kratzer auf der linken Wange ließ jedenfalls darauf schließen. N'nhaeirhu müsste Shata einfach mal die Zähne zeigen.
Genau das werde ich ihr demnächst vorschlagen bekräftigte Ehae gedanklich ihren Entschluß.
Außerdem setzte sie ihr anderes Vorhaben in die Tat um und informierte Rikal schriftlich über den Vorfall in der Küche. Sie berichtete nur die Tatsachen, gab keinerlei Wertung ab, und fügte noch hinzu, dass sie eine außerplanmäßige Überprüfung und Wartung der Ambientenkontrolle in selbiger Küche bei der Technischen Abteilung beantragt hatte. Schließlich musste es einen realen Grund dafür geben, denn bekanntlich gab es keine Geister, obwohl ...
Sie wollte sich gerade von ihrem Schreibtisch entfernen, da blinkte das Rufzeichen der Technischen Abteilung auf dem Monitor und kündigte einen Kontakt an. Das Bild eines jungen Mannes erschien.
„Guten Abend, Meisterin Ehae. Ich bin der Gruppenleiter für Ambientenkontrolle und will mich um ihren Wartungsauftrag kümmern. Es tut mir leid, dass ich so spät noch störe, aber wir sind eben erst mit den anderen Arbeiten fertig geworden. Könnten Sie bitte in 5 Minuten in die Offizierslounge 1 kommen? Ich erwarte Sie dort.“
=/\= Küche =/\=
Ehae war vor dem Techniker dort, der allerdings auch nicht mehr als 5 Minuten für den doch recht langen Weg brauchte. Er begrüßte sie respektvoll und sie gingen hinein. Dann stellte er sich mitten in die Küche und sah Ehae fragend an, leicht skeptisch, wie sie verdrossen feststellte.
Sie berichtete von dem bewussten Vorfall, wies auf den vermeintlichen Temperatursturz und den spürbaren Windhauch hin. Ihr Bericht wurde aufmerksam verfolgt, dann nickte der Techniker und machte sich an die Arbeit. Ehae zog sich in den Durchgang zum Speiseraum zurück und beobachtete.
2 Stunden später setzte der Mann die letzte Abdeckung wieder ein und wandte sich an Ehae.
„Folgendes hat die Überprüfung ergeben: Es ist keine Fehlfunktion eingetreten, eine Temperaturabsenkung wurde nicht registriert und die Strömungsgeschwindigkeit der Lüftung wurde auch nicht geändert. Allerdings habe ich bei einigen Speicherelementen des Backup-Systems, das nur im Notfall einspringt, wenn die Primärelemente ausfallen, eine Polarisierung festgestellt, die zum Verlust des Speicherinhalts geführt hat. Diese Polarisierung ist wiederum nur bei den Halbleiterspeichern aufgetreten, die nur noch verwendet werden, wenn es sich um geringe Datenmengen handelt, wie zum Beispiel den Einstellungen an Ambientenkontrollen für einzelne Räume. Es ist seltsam und ich kann es mir nicht erklären. Ich habe die Speicher jedenfalls ausgetauscht. Neuerdings passieren eine ganze Menge seltsamer Sachen auf dem Schiff. Es ist nichts wichtiges betroffen, bis jetzt jedenfalls war das so, aber es ist merkwürdig.“
Der Techniker packte sein Werkzeug zusammen, verabschiedete sich und ließ Ehae allein in ihrem Reich zurück. Sie sah ihm nach, in Gedanken versunken. Dann raffte sie sich auf und ging zurück in ihr Quartier. Sie beschloß, die Augen offen zu halten für alles Ungewöhnliche. Irgendeine vage Ahnung sagte ihr, dass das noch nicht alles war.
Immer wenn sich Ehae auf den Weg zu Rikals Quartier machte, fragte sie sich seit Kurzem bang, wie sie heute wohl empfangen werden würde. Nicht etwa, dass Rikal ihrer Kochkünste überdrüssig geworden war. Nein, nur seine Quartiergenossin, die sein Wohlergehen mit Argusaugen überwachte und eifersüchtig jeden Neuankömmling, besonders die weiblichen Geschlechts, begrüßte, machte ihr mitunter das Leben schwer. Rikal hatte sich nicht etwa eine Geliebte, sondern ein Haustier zugelegt, besser gesagt, es kam mit der letzten Fracht mit. Dieses Haustier namens Shata, gewandet in einen seidenweichen dunkelgrauen Pelz mit schwarzen Streifen, hatte sanfte hellblaue Augen. Diese Sanftheit täuschte jeden, aber Ehae hatte die Dame auch schon anders erlebt. Bei ihrem ersten Besuch standen sie sich gegenüber, kaum dass Ehae einen Schritt über die Schwelle gesetzt hatte. Shata präsentierte sich mit hochgerundetem Rücken, das Nackenfell gesträubt, den Schwanz doppelt so dick, wie normal, die Augen blitzend und aus dem geöffneten Maul mit den respektablen spitzen Zähnen der Störung ein erbostes Fauchen entgegenschleudernd. Ehae hatte zurückgefaucht, ihr damit demonstrierend, dass sie die Größere sei. Shata hatte sich daraufhin beleidigt zurückgezogen und Ehae den ganzen Abend ignoriert. Beim nächsten mal wurde Ehae kühl distanziert, halb desinteressiert beäugt, worauf sie einen Leckerbissen anbot. Nach einem misstrauischen Blick und kurzem Schnüffeln wurde dieser gnädig angenommen. Ab sofort herrschte Waffenstillstand, den Ehae mit Delikatessen festigte, sie wollte schließlich beim Kochen in Ruhe gelassen werden.
Rikal hatte nur amüsiert grinsend die Szene beobachtet. Aber Ehae war auf dem Land aufgewachsen, umgeben von verschiedenen Tieren. Wenn man ihnen nicht zeigt, wer der Herr im Haus ist, hat man schon verloren und braucht sich nicht zu beschweren, wenn sie einem auf der Nase herumtanzen.
N'nhaeirhu hatte offensichtlich mit Rikals neuer Herzensdame, die sich im allgemeinen recht herrschsüchtig und dominant gab, nicht soviel Glück. Der Kratzer auf der linken Wange ließ jedenfalls darauf schließen. N'nhaeirhu müsste Shata einfach mal die Zähne zeigen.
Genau das werde ich ihr demnächst vorschlagen bekräftigte Ehae gedanklich ihren Entschluß.
Außerdem setzte sie ihr anderes Vorhaben in die Tat um und informierte Rikal schriftlich über den Vorfall in der Küche. Sie berichtete nur die Tatsachen, gab keinerlei Wertung ab, und fügte noch hinzu, dass sie eine außerplanmäßige Überprüfung und Wartung der Ambientenkontrolle in selbiger Küche bei der Technischen Abteilung beantragt hatte. Schließlich musste es einen realen Grund dafür geben, denn bekanntlich gab es keine Geister, obwohl ...
Sie wollte sich gerade von ihrem Schreibtisch entfernen, da blinkte das Rufzeichen der Technischen Abteilung auf dem Monitor und kündigte einen Kontakt an. Das Bild eines jungen Mannes erschien.
„Guten Abend, Meisterin Ehae. Ich bin der Gruppenleiter für Ambientenkontrolle und will mich um ihren Wartungsauftrag kümmern. Es tut mir leid, dass ich so spät noch störe, aber wir sind eben erst mit den anderen Arbeiten fertig geworden. Könnten Sie bitte in 5 Minuten in die Offizierslounge 1 kommen? Ich erwarte Sie dort.“
=/\= Küche =/\=
Ehae war vor dem Techniker dort, der allerdings auch nicht mehr als 5 Minuten für den doch recht langen Weg brauchte. Er begrüßte sie respektvoll und sie gingen hinein. Dann stellte er sich mitten in die Küche und sah Ehae fragend an, leicht skeptisch, wie sie verdrossen feststellte.
Sie berichtete von dem bewussten Vorfall, wies auf den vermeintlichen Temperatursturz und den spürbaren Windhauch hin. Ihr Bericht wurde aufmerksam verfolgt, dann nickte der Techniker und machte sich an die Arbeit. Ehae zog sich in den Durchgang zum Speiseraum zurück und beobachtete.
2 Stunden später setzte der Mann die letzte Abdeckung wieder ein und wandte sich an Ehae.
„Folgendes hat die Überprüfung ergeben: Es ist keine Fehlfunktion eingetreten, eine Temperaturabsenkung wurde nicht registriert und die Strömungsgeschwindigkeit der Lüftung wurde auch nicht geändert. Allerdings habe ich bei einigen Speicherelementen des Backup-Systems, das nur im Notfall einspringt, wenn die Primärelemente ausfallen, eine Polarisierung festgestellt, die zum Verlust des Speicherinhalts geführt hat. Diese Polarisierung ist wiederum nur bei den Halbleiterspeichern aufgetreten, die nur noch verwendet werden, wenn es sich um geringe Datenmengen handelt, wie zum Beispiel den Einstellungen an Ambientenkontrollen für einzelne Räume. Es ist seltsam und ich kann es mir nicht erklären. Ich habe die Speicher jedenfalls ausgetauscht. Neuerdings passieren eine ganze Menge seltsamer Sachen auf dem Schiff. Es ist nichts wichtiges betroffen, bis jetzt jedenfalls war das so, aber es ist merkwürdig.“
Der Techniker packte sein Werkzeug zusammen, verabschiedete sich und ließ Ehae allein in ihrem Reich zurück. Sie sah ihm nach, in Gedanken versunken. Dann raffte sie sich auf und ging zurück in ihr Quartier. Sie beschloß, die Augen offen zu halten für alles Ungewöhnliche. Irgendeine vage Ahnung sagte ihr, dass das noch nicht alles war.