Auf alten Pfaden VII

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Ehae

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Ehae

N'nhaeirhus Quartier

Als Ezri mit dem Notfallteam eintraf, hielt sie kurz betroffen inne. Sie hockte sich hin und sprach Rikal an: „Bitte machen Sie Platz, lassen Sie uns unsere Arbeit machen.“ Rikal schaute hoch und sandte ihr einen flehenden, gequälten Blick.
„Ich kann nicht, ich habe einen Krampf.“ presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Offenbar hatte er höllische Schmerzen. Ezri kannte das, hatte sie selbst oft genug erlebt, wie das ist, wenn alle Kräfte mobilisiert werden müssen, weil ein Leben in Gefahr ist. Ein kurzes Nicken zu einem ihrer Assistenten und ein Hypospray wurde in ihre ausgestreckte Hand gelegt. Ihr Alpha-Notfallteam war ausgesprochen gut, sie verstanden sich ohne Worte. Jeder war eine Kapazität auf seinem Gebiet. Ezri verabreichte dem Kommandanten das Hypospray, um die Nervenblockade zu lösen. Kurz bevor er N'nhaeirhus Arm losließ, legte Ezri flink einen automatischen Druckverband an. Rikal stand taumelnd auf und lehnte sich an die Wand, jetzt erst erfasste er die Situation und erlaubte sich, blaß zu werden. Er musste sich setzen, weil ihm schwarz vor Augen wurde, so ließ er sich an der Wand auf den Boden rutschen. Jetzt war es egal. Ezri würde sich um N'nhaeirhu kümmern.
„Warum, N'nhaeirhu?“ war seine stumme Frage, aber das würde später geklärt werden, jetzt war es wichtiger, ihr Leben zu retten.
Ezris Kommandos registrierte er nur am Rande: „Infusion legen - Schock bekämpfen - Kreislauf stützen“
„Jetzt bloß nicht wegtreten“ war seine ganze Sorge, Ezri hatte so schon genug zu tun. Aber der Schreck war ihm ganz schön in die Glieder gefahren, so dass seine Reaktion völlig normal war. Der Offizier der Wache ging vor Rikal in die Hocke und sprach ihn höflich an.
„Wenn Sie erlauben, Riov, helfe ich Ihnen“. Auch ihm waren solche Reaktionen nicht fremd. Rikal schaute ihn an, als käme er von weit her, er spürte ein durchdringendes Frösteln und fühlte sich zittrig.
„Wahrscheinlich nur der Schock?“ dachte er und ließ sich aufhelfen. Der Offizier reichte ihm ein Uniformoberteil, dankbar streifte er es über.
„Bei allem gebührenden Respekt, Riov Tr’Drevoux, Sie sollten sich jetzt ausruhen.“ Rikal schaute den Offizier an und entgegnete: „Das geht jetzt nicht, ich muß auf die Brücke.“
„Er hat recht“, kam die Antwort, aber von Rikals anderer Seite. Ein Hypospray entlud sich zischend an seinem Arm, bevor Rikal protestieren konnte.
„Befehl vom CMO. Zwei Stunden verordnete Ruhe, solange wird die Brücke ohne Sie auskommen müssen.“ Rikal schaute Ezris Assistenten böse an, musste sich aber fügen. Ezri dachte an alles und bemerkte alles, war sein letzter klarer Gedanke, dann fühlte er sich wie besoffen und der Sicherheitsoffizier begleitete den wankenden Kommandanten zu seinem Quartier.

Krankenstation

Ezri saß erschöpft an ihrem Schreibtisch und verfasste den abschließenden Bericht. Durch die gläserne Wand hatte sie ungehinderten Blick auf die separate Nische, in der N'nhaeirhu lag, von Medikamenten in tiefer Bewusstlosigkeit gehalten, damit ihr Körper sich erholen konnte. Um den Geist würde man sich später kümmern. Die verschiebbaren Wände waren nahezu geschlossen, so dass eine gewisse Intimsphäre hergestellt wurde und nicht jeder, der die Krankenstation besuchte, in die Nische sehen konnte. Nur von Ezris Schreibtisch und auf dem Überwachungsmonitor konnte beobachtet werden, was dort geschah. Außerdem würden die Sensoren jede negative Veränderung melden. Eigentlich war ihr Dienst zu Ende und sie war auch hundemüde, aber sie war zu aufgewühlt, um jetzt Ruhe zu finden. Sie brauchte ihre ganze berufliche Distanz, um den Vorfall objektiv zu betrachten. Sie war so etwas wie N'nhaeirhus Freundin, wenn man es so bezeichnen wollte, auch wenn ihr Verhältnis den meisten Außenstehenden eher kühl erschien. Und sie machte sich heftig Sorgen. Irgendetwas war in der Vergangenheit passiert, das N'nhaeirhu zu dieser Tat getrieben hatte. Ezri ahnte auch was es gewesen sein könnte. Aber das war sicherlich nur der Auslöser, Die Ursache lag wahrscheinlich sehr lange zurück und hatte sich im Laufe der Zeit immer weiter aufgebaut. Aber man würde erst mal abwarten müssen, bis sich der Körper erholt hat und dann würde sie alles dran setzen, um ihrer Freundin zu helfen. Es würde nicht leicht werden und es würde lange dauern, aber Zeit war etwas, was sie im Moment im Überfluß hatten. Ezri war zuversichtlich. Sie schloß den Bericht mit einigen Therapieempfehlungen und Anweisungen für die Beta- und Gammaschicht ab, streckte sich und verließ ihr Büro, um nun doch noch schlafen zu gehen.
 

Chateya

geschecktes Zwergschaf
(Sanra)

Trotz des tragischen Ereignisses, dass die beiden Agenten nicht mehr losließ, musste die anstehende Arbeit getan werden. Zumindest jener Teil, der absolute Priorität besaß. Und dazu gehörte das Durchsehen und Auswerten der Sensorlogbücher der Schattenschwinge ebenso wie die Vernehmung der Führungscrew zu den Geschehnissen in diesem Quadranten. Außerdem warteten zwei Gefangene auf ein Verhör. Wie durch ein Wunder hatten sie es während des Angriffs der Blutschwinge geschafft, sich in eine Rettungskapsel zu retten und somit am Leben zu bleiben. Unglücklicherweise für sie würden sie allerdings nun erleben, was es hieß, die Rihannsu anzugreifen. Wenngleich Sanra derzeit überhaupt nicht der Sinn danach stand, ein Verhör durchzuführen.
Die Logbücher offenbarten nichts neues, was die Schwinge nicht auch schon in Erfahrung hatte bringen können. Die Taktik war nicht unüblich für eine kleine Flotte, deren Schiffe die Größe einer Shrike etwa hatten. Sie ähnelte dem Angriffsverhalten intelligenzbegabter Tiere, die im Rudel jagten, was ihnen vor die Zähne kam – und sei es noch so viel größer als sie selbst. Über die Technologie hingegen hatten sie kaum etwas Neues herausbekommen, da es ihnen nicht gelungen war, eines der Schiffe in halbwegs guten Zustand zu bergen. Die meisten waren völlig zerstört worden. Hinzu kam, dass vermutet wurde, dass es sowieso keine einheitliche Technik gab, da man es scheinbar mit Piraten zu tun hatte, die sich zusammenklauten, was sie brauchten.
Sanra atmete tief durch und lehnte sich zurück.
„Jol, Sie werden hier noch etwas weitermachen. Ich sehe mal auf der Krankenstation vorbei.“ Der junge Mann nickte nur und widmete sich wieder halbherzig seiner Arbeit. Er kannte N'nhaeirhu längst nicht so lange wie Sanra, doch er hatte Respekt vor dieser Frau, nachdem, was er alles schon über sie gehört hatte. Und er konnte sich die Tat ebenso wenig erklären, wie alle anderen.

Auf der Krankenstation angekommen war bereits die Betaschicht im Einsatz. In letzter Zeit war es im Tal’Shiar Büro etwas drunter und drüber gegangen, wodurch die gewohnte Schichteinteilung etwas verloren gegangen war und mit ihr das Gefühl für die Zeit. Langsam trat sie durch den Zugang und blickte flüchtig in das Büro des Dienst habenden Arztes. Ein Rihannsu mittleren Alters saß dort, wohl vertieft in einen Bericht. Zaghaft klopfte sie an, so dass er schließlich aufsah.
„Ich wollte fragen, ob ich erie’Rin t’Sshionsha besuchen darf.“
„Die Antwort lautet nein“, erwiderte er abweisend. „Sie ist ohnehin ohne Bewusstsein und da ihr Zustand nach wie vor nicht stabil ist, muß sie isoliert bleiben.“
Sanra schürzte die Lippen und blickte auf den Mann herab, sah seinen Einwand aber schließlich ein und wandte sich ab. Hätte sie nicht aufgepasst, wäre sie dabei beinah mit einem anderen Arzt zusammen gestoßen.
„Oh, tut mir leid, ich habe Sie nicht gesehen.“
„Ist schon gut“, erwiderte er mit freundlichem Blick.
Sanra blickte in die Richtung, aus der er gekommen war und stellte fest, dass jener Bereich der Krankenstation abgetrennt war.
„Wie geht es ihr?“ Es war ein Schuß ins Blaue zu vermuten, dass sich N'nhaeirhu gerade dort befand. Doch die traf ins Schwarze.
„Es geht ihr den Umständen entsprechend“, erwiderte er, so schwammig, wie es nur Ärzte konnten. „Mehr kann ich Ihnen leider nicht sagen aufgrund der Schweigepflicht.“
Llhran tr’Eikohh war Psychologe an Bord der Blutschwinge und normalerweise wurden seine Dienste hier nur eingeschränkt gebraucht. Doch jetzt stand er erstmals vor einer Herausforderung, nachdem er vor der derzeitigen Mission eigentlich schon seinen Dienst quittieren hatte wollen. Er hatte sich N'nhaeirhus Werte soeben angesehen, ebenso wie den Bericht Dr. Chaz’, deren Vermutung seine eigene unterstrich. Die Hirnstoffwechselanomalie war verdächtig, doch noch längst kein Anhaltspunkt für eine gesicherte Aussage. Dafür würde er einen Beobachtungszeitraum benötigen. Dennoch stellte er aufgrund von Ezris Vorschlägen einen detaillierten Therapieplan auf, der allerdings unter Garantie noch geändert werden musste.

Schließlich verabschiedete sich Sanra unverrichteter Dinge.
Unterwegs setzte sie sich mit erei’Arrain tr’Tahlek in Verbindung und bat ihn, mit zwei Sicherheitswächtern zum Arrestbereich zu kommen. Des weiteren bestellte sie einen Kommunikationsspezialisten, da die Sicherheitswächter in den Arrestzellen bereits mitgeteilt hatten, dass ein normaler Translator die Laute der Fremden nicht übersetzen konnte.
Es stand also noch viel Arbeit an, bevor ein Verhör überhaupt begonnen werden konnte.

Während sie auf dem Weg zu den Zellen war, gingen ihr etliche Gedanken durch den Kopf. Als hätte Sanra etwas geahnt, als sie Rikal Bescheid gegeben hatte, so hatte sie N'nhaeirhu letztlich mit ihrem denunzierenden jedoch vorschriftsmäßigem Verhalten das Leben gerettet.
Was würde N'nhaeirhu dazu sagen, wenn sie davon erfuhr?
Viel zu viele Sorgen geisterten der jungen Frau durch den Kopf, Sorgen, die momentan völlig überflüssig und ablenkend waren. Vorerst würde N'nhaeirhu am Leben auf der Schwinge nicht mehr teilnehmen. Eigentlich hat sie das schon lange nicht mehr, dachte sie sich. Und so lange würde man von ihr auch nichts erfahren.

Nach einem kurzen Weg nur hatte sie ihr Ziel erreicht. Tahl und der Spezialist saßen bereits vor der Zelle und lauschten den interessanten Lauten, die diese merkwürdigen Wesen von sich gaben, in der Hoffnung, bald etwas zu verstehen.
Denn es mochte Gefahr lauern in den Tiefen des Alls dieses Quadranten. Gefahren, die die Rihannsu nicht kannten und die möglicherweise eine echte Bedrohung darstellen mochten.
 

Ehae

New Member
Ehae

Küche

Ehae und ihre Lehrlinge, bis auf Vrih, waren mit den Vorbereitungen des Mittagessens beschäftigt. Ehae zeigte Aye gerade zum wiederholten Mal, worauf es beim Wenden von Eierkuchen ankommt: “Siehst du, nicht soviel Schwung, den Eierkuchen über die Kante gleiten lassen, dabei den Tiegel leicht hochziehen, dann dreht er sich ganz von selbst und fällt wieder rein. Dabei darfst du natürlich nicht zuviel Öl nehmen, sonst siehst du hinterher aus wie eine Ölsardine. Und sie sollten auch nicht an der Decke kleben.“ Ein missbilligender Blick Ehaes ging nach oben, zur neuen Zierde der Decke. Die Jüngeren kicherten, und auch Ehae prustete plötzlich los, als sie sich an ihre Lehrzeit und den Eierkuchenwendewettbewerb, bei dem es auf die beste Haftkraft an der Decke ankam, erinnerte. Das Donnerwetter ihres Meisters war nicht von schlechten Eltern. Schlimmer waren die verkorksten Sommerwochen, die die anderen mit der Familie des Hauses auf dem Landgut verbrachten, in denen sie die Küche renovieren durften.
Unvermittelt öffnete sich die Tür und Vrih kam hereingestürmt, laut rufend und mit den Armen rudernd.
„Meisterin Ehae, Meisterin Ehae, gerade ist was ganz Schlimmes passiert!“
Er rannte Aye fast um und stieß an Ehae, die ihn an den Armen fasste und beruhigend auf ihn einsprach: “Jetzt hol erst mal Luft und dann sprich langsam und der Reihe nach.“
„Meisterin, Ihr hattet mich doch wegen der Verbrühung in die Krankenstation geschickt.“
Ehae nickte.
„Wir waren kaum dort, hörten wir eine Durchsage. Ein Notfallteam sollte zum Quartier der CIS kommen. Sie wissen schon, Meisterin, die Offizierin vom Tal’Shiar, die Sie immer so nervt.“
Ehae blickte ihn tadelnd an, sagte aber nichts.
„Die Chefärztin und ein paar Leute rannten los. Und eben sind sie zurückgekommen und haben die Frau mitgebracht, und oh, überall so viel Blut, hu“, er schüttelte sich und schlug die Hände vors Gesicht und fing an zu weinen. Ehae nahm ihn in die Arme, wie sie das bei ihren Töchtern immer gemacht hatte, und versuchte, ihn zu beruhigen. „Scht, ganz ruhig, Vrih, sie wird schon wieder in Ordnung kommen. Du weißt doch, dass manche Verletzungen schlimmer aussehen, als sie sind, nur weil sie stark bluten.“
„Ja Meisterin, Ihr habt recht.“ Er schniefte und wischte sich die Tränen vom Gesicht.
„Natürlich habe ich recht“ erwiderte Ehae, „und jetzt geh dich waschen, wir wollen doch nicht die Offiziere verhungern lassen.“


Irgendwo im Schiff

Tief unten in den Eingeweiden des riesigen Schiffes, in einer Ecke, von der außer den Wartungstechnikern der Plasmaverteilung keiner wußte, dass es sie überhaupt gibt, saßen zwei Techniker vor einer geöffneten Wartungsklappe. Dahinter befand sich ein Reduktionsventil, dessen Aufgabe darin bestand, die für dieses Deck benötigte Energie vom Hauptstrom abzuzweigen.
Beide starrten fasziniert in das bunte Feuer hinter dem Abschirmfeld und unterhielten sich flüsternd, nicht etwa aus Ehrfurcht vor den Urgewalten, nein, sie wußten zwar, dass das Streufeld des Ventils eine Überwachung fast unmöglich machte, aber sie wollten sicher gehen, dass niemand zuhörte. Dabei waren die beiden mit Sicherheit keine Ränkeschmiede oder Saboteure oder gar feindliche Agenten.
„Das sieht doch immer wieder herrlich aus“ sagte der eine, etwas größere mit verzücktem Blick.
„Krieg dich wieder ein, das siehst du tausendmal am Tag“ entgegnete der Kleinere, rundlich gebaute Rihannsu.
„Nun sag doch mal selbst...“ setzte der erste nach.
„Ja, du hast recht“ antwortete der andere, leicht genervt. „Es verleiht einem ein gewisses Gefühl von Macht.“
„Apropos Macht, dir ist doch sicher aufgefallen, das unsere CIS nicht mehr durchs Schiff schleicht?“
„Jetzt, wo du es sagst, ja. Wer weiß weshalb.“
„Ich weiß es. Sie wurde vor 3 Stunden in die Krankenstation gebracht, blutüberströmt und sie sah ziemlich tot aus.“
„Was du nicht sagst.“ Es klang skeptisch.
„Ja. Ich habe gerade das Verteilerstück kontrolliert, als die geballte Macht der Mediziner an mir vorbeirauschte. Sie hatten es ziemlich eilig.“
„Wer weiß, was da passiert ist.“
„Naja, vielleicht hatte einer die Nase voll von ihrer Schnüffelei oder...Keine Ahnung. Ein bisschen durchgeknallt war sie ja schon immer.“
„Sind das nicht alle Tal’Shiar?“ Ein besorgter Blick in die Runde begleitete diese Worte.
„Mehr oder weniger. Aber die weniger überleben sicher nicht lange.“
“Aber von ihrer Arbeit versteht sie was. Sie hat’s echt drauf.“
Der Große sah verblüfft auf. „Du verteidigst diese Nervensäge?“
„Nein, aber ich war dabei als sie den Mord an der Trillfrau aufgeklärt hat.“
„Du meinst die CMO?“
„Nein, das war eine andere. Ich war damals dem Spurensicherungsteam zugeteilt. Es rieselt mir zwar immer kalt den Rücken runter, wenn die CIS in meiner Nähe ist, aber du solltest sie mal bei der Arbeit erleben. Diese Logik und Effizienz sind faszinierend.“
„Naja, wie dem auch sei. Wahrscheinlich bleiben dir Begegnungen mit ihr noch eine Weile erspart.!
Und sie wandten sich wieder ihrer Arbeit zu, ohne sich weiter Gedanken über den Vorfall zu machen.
 

Chateya

geschecktes Zwergschaf
(Sanra)

Zwei Tage waren vergangen, ohne das sie etwas aus den beiden Wesen herausbekommen hatten. Nicht nur, dass sich ihre Sprache, die fast ausschließlich aus Klick- und Schnalzlauten bestand, als äußerst kompliziert entpuppte und keiner der bekannten Sprachen aus dem Alpha- oder Betaquadranten ähnelte, wie sie zu Anfang gehofft hatten. Es gestaltete sich auch als sehr schwierig, sie überhaupt zum Reden zu bekommen, womit es dem Kommunikationsspezialisten möglich gewesen wäre, einen Translator zu programmieren. Sogar ein Sprachwissenschaftler hatten Tahl und Sanra zu dem Team hinzu gezogen, der helfen sollte, das Problem zu lösen. Doch auch er war bisher wenig weiter gekommen.
Sie kannten mittlerweile zwar ihr Physiologie, jedoch blieb ihnen der Chemismus und die Funktionsweise vieler Organe ihres Körpers völlig fremd, wodurch es unmöglich wurde, eine Schwachstelle zu entdecken, die man hätte ausnutzen können.
Müde strich sie die Rihanna mit einer Hand über das Gesicht und wandte sich ab.
„Ich habe die Nase voll. Wir kommen so nicht weiter!“ meinte sie erschöpft und doch ärgerlich.
„Sie müssen nur Geduld haben, Erein. Indem Sie Ihre schlechte Laune an uns auslassen kommen wir nicht weiter!“ Der Sprachwissenschaftler hatte Recht, dennoch reizte er die Agentin maßlos. Tahl hingegen bewies weitaus mehr Stehvermögen und legte Sanra beruhigend eine Hand auf die Schulter.
Interessiert beobachtete einer der Piraten diese Geste, wie eigentlich alles weitere, was die merkwürdig aussehenden Zweibeiner mit der hässlich grünen und glatten Haut und ihren spitzen Ohren seit zwei Tagen vor der Zelle taten. Immer wieder schillerten dabei die Facettenaugen hell auf und zeigten Neugierde.
Sie selbst hielten die Zweibeiner für zerbrechlich und verletzbar. Die Wesen des Deltaquadranten hingegen zeichneten sich durch eine Art Exoskelett aus, das aus einem chitinähnlichen biologischen Stoff bestand und ihre äußerste Hautschicht darstellte. Weitere gravierende Unterschiede bestanden darin, dass ihre Körper wesentlich schlanker waren, am unteren Teil leicht nach vorn geneigt und mit zwei Hinterbeinpaaren ausgestattet. Vermutlich bewegten sie sich auf freiem Feld viel schneller als ein Zweibeiner, was möglicherweise darauf hindeutete, dass dieses Volk eigentlich nicht für die Raumfahrt bestimmt war oder sich zumindest noch nicht so weit entwickelt hatte. Dies unterstrich die übrigen Fakten, die Dafür sprachen, das es sich um Piraten handelte, die wahrscheinlich friedliche, raumfahrende Völker überfallen hatten, die einen ersten Kontakt hatten herstellen wollen.
Das konnte passieren, wenn man naiv genug ins All vorstieß und glaubte, jedes Volk sei freundlich gesinnt.

Das andere Wesen, welche die ganze Zeit über in der Ecke gestanden hatte, nickte schließlich mehrmals mit dem Kopf und gab eine Reihenfolge verschiedener Klicklaute von sich, die die Aufmerksamkeit seines Genossen auf sich zogen. Der drehte sich daraufhin zu der Gruppe Zweibeiner vor dem Kraftfeld.
„Was wollt ihrrrr?“ fragte er daraufhin und den Rihannsu fielen beinah die Augen aus den Höhlen.
„Wie ist das möglich?“ fragte Sanra flüsternd den Wissenschaftler, der sich daraufhin die flache Hand vor den Kopf schlug.
„Natürlich. Eine Sprache lernt man am einfachsten, indem man zuhört. Dasselbe Prinzip versuchen wir mit dem Translator zu kopieren. Nur im Gegensatz zu ihnen“, er deutete auf die heuschreckenartigen Wesen, „reden wir permanent miteinander, was das Lernen um einiges erleichtert.“
„Möglicherweise sind ihnen auch andere Sprachen dieses Quadranten bekannt, die einen gewissen Ähnlichkeitsgrad zu der unsrigen aufweisen“, meinte der Kommunikationsspezialist und Tahl nickte.
„Ihr versteht uns einwandfrei?“ fragte der Sicherheitschef schließlich die beiden lilafarben aussehenden Wesen. Das weiter vorn Stehende nickte mit seinem kurzen, gedrungenen Kopf.
„Also gut“, mischte sich dann auch Sanra ein, „ihr habt eines unserer Schiffe angegriffen. Warum?“

Während die Agentin und Tahl das Verhör führten zeichneten der Kommunikationsspezialist und der Sprachwissenschaftler alles auf, was die beiden in ihrer Sprache miteinander austauschten. Trotzdem die beiden sich gebrochen auf rihannisch verständigen konnten war es sicher von Vorteil, auch ihre eigene Sprache zu beherrschen.


=A= Krankenstation =A=

Die CIS hatte in der Zwischenzeit die Chance gehabt, sich zumindest physisch etwas zu erholen. Ihr Kreislauf hatte sich mit Hilfe der Medikamente weitgehend stabilisiert und durch Infusionen waren ihr genügend Nährstoffe zugeführt worden, damit ihr Körper sich selbst heilen konnte. Selbstverständlich war diese Phase noch lange nicht abgeschlossen, doch Ezri und auch der Psychologe Llhran tr’Eikohh waren der Ansicht, dass die Medikamentendosis verringert werden konnte. Wie ein altes Sprichwort sagte, machte die Masse das Gift und zuviel Unterstützung von außen konnte den Selbstheilungsprozess behindern.

Nach einer Weile änderten sich einige Anzeigen, die die beiden Ärzte etwas nervös werden ließ. Das Elektroenzephalogramm zeigte einen erhöhten Erregungszustand an, der nur darauf schließen lassen konnte, dass N'nhaeirhu aus der tiefen Bewusstlosigkeit erwachte.
Schnell eilten sie, bewaffnet mit Scannern und Sedativa für den Notfall in den abgetrennten Bereich. Tatsächlich bewegte sie einzelne Finger und schlug schließlich die Augen auf. Ihr Blick jedoch verriet völliges Desinteresse an ihrer Umwelt. Sie starrte einfach nur an die Decke und schien in ihrem eigenen Körper gefangen zu sein.
Llhran nutzte diese Gelegenheit, um die ersten Scans zu machen, um seine Hypothese festigen zu können. Doch dann kam es zu einem Zwischenfall, mit dem wohl niemand gerechnet hatte.
Rikal erschien vor dem Zugang zu dem Isolationsbereich und blickte sorgenvoll zu den drei Rihannsu. Sein Hauptaugenmerk jedoch lag auf N'nhaeirhu, die ihn nicht wahrzunehmen schien. Doch eine kleine unbewusste Bewegung seinerseits lenkte ihre Aufmerksamkeit schlagartig auf ihn.
„Nein!“ schrie sie zu ihm herüber, „NEIN!“ Tränen quollen aus ihren Augenwinkeln und sie versuchte mit aller Kraft zu entfliehen. Doch ihr Körper gehorchte nicht. Unendliche seelische Qual spiegelte sich schließlich in ihrem Gesicht wider und sie blickte ihren Freund an, wie sie den Alten von Parem angesehen hatte, kurz bevor er sie hatte töten wollen.
Einen Augenblick nur später entlud sich der Injektor an ihrer Schulter und sie sank zurück in die Bewusstlosigkeit. Llhran hingegen hatte aufgrund dieses Ereignisses eine Feststellung getroffen und näherte sich dem Riov.
„Wie es scheint, spielen Sie eine zentrale Rolle, was die Erkrankung von erie’Rin t’Sshionsha angeht. Und darüber werden wir mal sprechen müssen, rekkhai.“

-tbc-
 

Rikal

Active Member
(Rikal)

=/\= Blutschwinge, Quartier des Leih =/\=

Auch wenn Rikal es nie zugeben würde, so hatten ihn die Ereignisse in N'nhaeirhu Quartier geschockt. Es war nicht das erste Mal, dass er Blut gesehen hatte, es war auch nicht das erste Mal das eine ihm nahestehende Person in unmittelbarer Lebensgefahr geschwebt hatte, aber dieses Mal war es anders gewesen. Es hatte ihn geschockt, es hatte ihn richtig mitgenommen. Nun stand der Leih in seinem Badezimmer und wischte mit einem Handtuch den beschlagenen Spiegel ab und blickte dann in sein Spiegelbild.
Werde ich alt?, fragte er sich. Nein, werde ich nicht, antwortete er sich selbst. Aber wieso hat mich das so berührt. Es ist nicht das erste Mal gewesen. Weil sie dir nahe steht? Auch diese Frage beantwortete er sich selbst. Nein, daran liegt es nicht. Ich habe schon Freunde, gute Freunde sterben sehen, aber noch nie von eigener Hand. Lag sein Zustand daran, dass N'nhaeirhu versucht hatte Selbstmord zu begehen? Weil er nichts bemerkt hatte, weil er sich nicht um sie gekümmert hatte, weil er nichts getan hatte um ihr Tun zu verhindern? Machte er sich Vorwürfe? Ja, die machte er sich, gestand er sich nach kurzem weitergrübeln ein, aber was hatte er falsch gemacht? Waren ihm Anzeichen entgangen? N'nhaeirhu war verschlossen gewesen, vielleicht verschlossener als sonst, aber das war sie eigentlich immer. Häufig war sie gedanklich abwesend gewesen, aber auch das war zumindest nicht ungewöhnlich für sie. Auch sonst folgte sie nicht immer jeder Unterhaltung, wenn es nicht unmittelbar ihren Aufgabenbereich betraf oder sie persönlich interessierte. In der letzten Zeit aber war sie abwesender als sonst gewesen, wie ihm nach einigem Nachdenken einfiel. Er hatte sich nur nichts dabei gedacht. Wieso hatte er sich nicht dabei gedacht? Wenn er vielleicht etwas aufmerksamer gewesen wäre, hätte er ihre Tat verhindern können. Eine viel wichtigere, und ihn ebenfalls beschäftigende Frage war die nach dem Wieso? Wieso hattes du dir die Pulsader aufgeschnitten, N'nhaeirhu? Was hat dich nur dazu getrieben? Was?
Sein Gesicht im Spiegel blickte stumm zurück, nachdem er sich diese Frage gestellt hatte. Auf diese Frage konnte nur eine Person eine Antwort geben und diese lag bewusstlos auf der Krankenstation. Niedergeschlagen zog der Leih der Blutschwinge, die noch immer ihre Position hielt und in deren Doppelrumpf die Schattenschwinge repariert wurde, sich an und begab sich dann in seien Speiseraum um das Essen zu sich zunehmen, welches Ehae vor geraumer Zeit zubereitet hatte. Schweigend nahm er die wohlschmeckende Speise zu sich, aber so recht würdigen konnte er das Werk der Meisterköchin nicht. Zu sehr kreisten seine Gedanken um N'nhaeirhu. Erst als das Essen wieder halb kalt war realisierte Rikal, dass er kaum etwas gegessen hatte. Leise seufzend erhob er sich und stellte das Geschirr, nachdem er die Speisereste entsorgt hatte, in den Geschirrreiniger. Dann machte er sich auf den Weg zur Krankenstation, dort wollte er sich persönlich nach N'nhaeirhu erkundigen. Natürlich hätte er dies auch per Bordfunk tun können, aber er wollte sie selbst sehen. Sich selbst davon überzeugen, dass es ihr, zumindest den Umständen entsprechend, gut ging.
Wenig später erreichte Rikal, der sich eine neue Uniform angezogen hatte, die Krankenstation und betrat den Bereich, in dem N'nhaeirhu, abgeschirmt vom Rest, untergebracht war. Vorsichtig blickte er in die Richtung, in der N'nhaeirhu Bett stand und stellte fest, dass er offensichtlich an einem schlechten Augenblick erschienen war. N'nhaeirhu wachte gerade auf, und die anwesenden Mediziner blickten mit einer Mischung aus Besorgnis und Hoffnung auf sie herab. Die CIS schlug die Augen auf, ansonsten zeigte sie keine Reaktion, bis er einen Schritt in ihre Richtung tat. Dann tat sie etwas, was Rikal regelrecht erschrecken lies. Sie begann zu schreien, und deutlich sah er, wie sich ihre Muskeln spannten, aber ihr Körper verweigerte ihr den Dienst. Schnell erkannte Rikal, dass ihr Verhalten mit ihm zu tun hatte und so zog er sich aus ihrem Sichtbereich zurück und wartete beunruhigt, bis die Mediziner den Isolierbereich wieder verließen.
Während zwei der Mediziner den Isolierbereich ohne Rikal weiter zu beachten verließen, nachdem sie N'nhaeirhu ruhig gestellt hatten, trat der Dritte an ihn heran. Er stellte sich als Llhran tr’Eikohh vor, und erklärte dem Leih, der nicht recht wusste, mit wem er es zu tun hatte, dass er Psychologe sei.
„Wie es scheint, spielen Sie eine zentrale Rolle, was die Erkrankung von erie’Rin t’Sshionsha angeht. Und darüber werden wir mal sprechen müssen, Rekkhai.“
„Gut, aber ich denke, hier ist nicht der richtige Ort. Ich nehme an, sie haben erei’Rin t’Sshionsha für mehrere Tarim ruhig gestellt?“
„Sie wird mindestens sechs Tarim lang schlafen.“
„In Ordnung, dann kommen sie in einem Tarim in mein Büro.“
„Sehr wohl, Rekkhai.“
Rikal wandte sich um und verließ die Krankenstation, ihm wurde wieder klar, wieso er diesen Ort nicht mochte. Es roch hier nach Blut und Tot.

-tbc-
 

Arfeh

Ghostwriter
=/\= Kaltona, Präsidentenpalais, Terbon Konföderation =/\=

Die Tebon Konföderation war einer der wenigen stabilen Staaten in der Region des Weltraumes, den die Rihannsu mittels des Artefaktes erreicht hatten. In den Jahrhunderten seit die Tebon den Warpantrieb entwickelt hatten, hatten sie ihren Herrschaftsbereich durch die friedliche Kolonisierung von Planeten auf sechzehn Systeme ausgedehnt. Schnell hatten sie herausfinden müssen, dass sie in einer gefährlichen Region unterwegs waren. Ihren ersten Kontakt mit einer anderen Spezies verlief mehr als unerfreulich, denn sie waren auf ein Kriegsschiff der Larto getroffen. Diese Begegnung hatte einen kurzen, aber heftigen militärischen Konflikt ausgelöst, der nur mit einem Waffenstillstand geendet hatte. Echter, dauerhafter Friede war nie zwischen der Konföderation und den Larto eingekehrt. Immer wieder kam es zu Grenzstreitigkeiten, und seit einer ganzen Weile hatte der Geheimdienst der Konföderation die Larto in Verdacht eine der, in der Nähe ihres Raumgebietes operierenden, Piratengruppe zu unterstützen.
Nun war es der Marine der Konföderation gelungen eines der Piratenschiffe aufzubringen. Dieses Schiff war beschädigt gewesen, offenbar war es geradeso eben einem schweren Treffer ausgewichen, darauf wiesen die erheblichen Verbrennungen und Strahlungsspuren an der Hülle hin. Bemerkenswert daran war, dass den Wissenschaftlern der Terbon die Signatur dieser Strahlenwaffe völlig unbekannt war. Die Verhöre der Piraten und Auswertung der Sensorlogbücher hatten den Geheimdienstchef dazu veranlasst, den Bericht über den eher unspektakulären Vorfall dem Präsidenten direkt und persönlich vorzulegen. Dieser hatte das Schriftstück gründlich und mehrfach gelesen.
„Sind sie sicher das diese Aussagen und Logbücher stimmen?“ fragte der alte, grauhaarige Mann mit den wachen violetten Augen.
„Ja, Herr Präsident.“
„Zwei Schiffe und ihre Begleiteinheiten haben dreizehn Piratenschiffe vernichtet, und dass in weniger als drei Minuten?“
„An den Logbüchern konnten wir keine Manipulationen feststellen.“
„Haben sie einen Aufklärer zu diesen Koordinaten geschickt?“
„Ja, Herr Präsident. Von den Angreifern konnten sie keine Spur entdecken. Die Besatzung hat nur eine ungewöhnliche Sensorreaktion gemeldet, als sie die Koordinaten erreichten.“
„Eine Sensorreaktion?“
„Ja, kurz war etwas auf den Sensoren, aber nur für wenige Sekunden, dann war es verschwunden. Wir halten dies für eine Fehlfunktion der Sensoren.“
„Hmm...“ Der Präsident klang nicht wirklich überzeugt, aber der Geheimdienstchef fasste sein Schweigen als Aufforderung zum Fortfahren auf.
„Aber sie haben eine große Anzahl von Trümmerteile gefunden. Wobei mehr Trümmerwolken als zusammenhängende Wracks gefunden wurden, was auf eine erhebliche Feuerkraft hindeutet. Nach unseren Schätzungen wurden mindestens zehn Schiffe vernichtet vermutlich mehr.“
„Also bestätigen die Spuren an den fraglichen Koordinaten die Geschichte der Piraten.“
„Ja.“
„Und was sagen sie zu den Daten über die Angreifer?“
Kurz blickte der Geheimdienstchef auf seine Kopie des Berichtes, in denen detaillierte Angaben über die Angreifer vermerkt waren.
„Die beiden großen Schiffe waren 1.547 und 603 Meter lang. Nach unseren Schätzungen ist das größere der beiden ca. 6 Millionen Tonnen schwer, das andere wiegt 3,5 bis 4 Millionen Tonnen. Es sind kapitale Brocken, die in keiner unserer Datenbanken verzeichnet sind. Die Sensoren der Piraten konnten nicht ihre Hüllen durchdringen, daher haben wir keine weitere Informationen über die Art der Bewaffnung, die Leistungsfähigkeit ihrer Waffen oder auch nur die Besatzungsstärke, aber die von ihnen abgestrahlte Energie, die Rückschlüsse auf ihren Warpantrieb und Schildstärke zulässt, ist beeindruckend. Ich denke, dass auch keines unserer Schiffe ihnen etwas entgegensetzen könnte. Selbst ihre kleineren Einheiten scheinen über exzellente Eigenschaften zu verfügen. Die einzig wirklich interessante Frage ist, wie sie reagieren werden, wenn sie auf uns treffen. Es bleibt zu hoffen, dass sie nicht aggressiv sind, denn ich denke, niemand, den wir kennen, könnte es mit ihnen aufnehmen.
„In der Tat, wenn sie Aggressoren sind, dann sehen wir schweren Zeiten entgegen. Versetzen sie das Militär in erhöhte Alarmbereitschaft und weißen sie strikt an, keinerlei provokantes oder aggressives Verhalten an den Tag zu legen, wenn sie auf die Fremden treffen.“
„Jawohl, Sir.“
Mit einem Nicken entließ der Präsident seinen Geheimdienstchef, der umgehend die Befehle ausführen lies.

-tbc-
 

Chateya

geschecktes Zwergschaf
(Llhran, Rikal)

Pünktlich wie bestellt erreicht der Psychologe das Büro des Riov und bat um Einlass. Offenbar war der Leih in seine Arbeit vertieft, so dass er nicht aufsah, als der Arzt hereintrat.
„Aefvadh, rekkhai“, sagte er schließlich, als er etwas herangetreten war.
„Aefvadh.“ Erst jetzt blickte Rikal auf und deaktivierte den Bildschirm.
„Sie wollten mit mir über N'nhaeirhu sprechen. Nehmen Sie doch Platz.“
Llhran kam schließlich dieser Aufforderung nach und setzte sich.
„Also, was genau wollten Sie mit mir besprechen?“
„Es gibt einige Dinge, die ich wissen muß.“
Der Leih lehnte sich unterdessen zurück und hörte gespannt zu.
„Und da sie auf Sie so heftig reagiert hat, gehe ich davon aus, daß sie beide ... ein besonderes Verhältnis zueinander hatten.“ Er hatte keineswegs vor, dem Riov irgendetwas zu unterstellen. Doch ihm fiel leider nichts anderes ein, um das auszudrücken, was er sagen wollte.
„Ie?“
„Ich versichere Ihnen, alles was Sie mir sagen, unterliegt der Schweigepflicht.“
Wie im Reflex wanderte eine Augenbraue im Gesicht Rikals nach oben.
„Nur es ist essentiell für eine erfolgreiche Behandlung.“
„Wir sind befreundet“, beantwortete er schließlich die Frage.
„Mehr nicht?“
„Wir sind gute Freunde, aber nicht mehr.“ Er war kurz davor, den Psychologen daran zu erinnern, dass er verheiratet war und Kinder hatte.
Llhran senkte daraufhin den Kopf, war ihm der Zwiespalt nicht entgangen, der den Leih offenbar bewegte. Er machte sich kurz einige Notizen und schaute schließlich wieder auf.
„Rekkhai, ich würde mir eine etwas detaillierte Aussage von Ihnen wünschen.“
„Inwiefern detaillierter?“
„Es ist wirklich wichtig zu wissen, was für eine Rolle Sie in ihrem Leben bisher gespielt haben. Es passiert nicht einfach so, daß sie jemanden wie ihren kommandierenden Offizier derart ablehnt.“
„Wir sind gute Freunde, wir stehen uns nahe. Sehr nahe. Anfangs nicht, anfangs gab es einen Trainingsunfall, bei dem N'nhaeirhu leider verletzt wurde. Aber das hat sie recht schnell vergessen.“
„Einen Unfall ...“, wiederholte er laut denkend. „Da wäre ich nicht so sicher.“
Überraschung zeigte sich im Gesicht des Leih.
„Gab es sonst noch solche Zwischenfälle, seit Sie sich kennen?“
„Nein, gab es nicht. Nur den einen.“
„Dann kann es sein, daß sich dieses Ereignis im Unterbewußtsein verankert hat und zu der so ablehnenden Haltung führte. Jedoch ist das momentan nur Spekulation. Wie alle anderen Aussagen auch.“
Rikal nickte daraufhin zur Bestätigung. Viel hatte er bisher nicht erfahren können von den Ärzten, doch hoffentlich änderte sich das bald. Und so fasste er sich in Geduld.
„Ich denke, in etwa drei Tagen kann ich Genaueres sagen.“
„Das war alles?“
„Tja, wie gesagt, mehr kann ich über ihren Zustand derzeit nicht sagen. Aber ich denke, Sie haben mir erst einmal sehr geholfen.“
„In Ordnung. Ich erwarte ihren Bericht.“
„Ich würde mich jedoch freuen, wenn ich etwas auf Ihre Unterstützung während der Rehabilitation hoffen kann.“ Er wollte die Chancen keinesfalls verschenken, die er Rikal vielleicht verdanken konnte, wenn er ihm half, einen Weg zu N'nhaeirhu zu finden.
„Das können Sie, das können Sie.“
„Gut. Ich werde Sie über den genauen Zeitpunkt noch informieren, wann die Beobachtung stattfinden kann.“
Ein Nicken war die Antwort darauf.
„Dann wünsche ich Ihnen noch einen guten Tag.“
„Das wünsche ich ihnen auch.“ Und damit verließ Llhran das Büro des Leih auf dem Weg in sein eigenes, um sich weiter darüber zu informieren, was ihn bei der Arbeit mit N'nhaeirhu t’Sshionsha erwarten mochte.
 

Chateya

geschecktes Zwergschaf
(Llhran)

„Paranoia ist eine weit verbreitete Charaktereigenschaft unter Rihannsu. Nur manchmal kann sie sich bis hin zu einer Krankheit ausweiten. Ich vermute, dass gerade das bei N'nhaeirhu passiert ist. Als Agentin des Geheimdienstes ist es nicht ungewöhnlich, eine ausgeprägtere Paranoia zu pflegen, als es andere tun. Doch es steckt mehr dahinter. Irgend etwas muß vor langer Zeit passiert sein, was vor knapp zwei Jahren vermutlich ausgelöst wurde.“
Um das in Erfahrung zu bringen hatte Llhran eine Nachricht an den Leih geschickt, in welcher er ihn bat, ihm N'nhaeirhus Personalakte offen zu legen. Er hatte bereits selbst versucht, an sie zu kommen, doch mit dem Hinweis, dass sie, wie jede Akte eines Agenten, unter Verschluß stand, hatte er die Finger davon gelassen und es auf offiziellem Wege versucht. Er war darauf aus, N'nhaeirhu zu helfen und nicht ihr zu schaden.
Der Auslöser, den er vermutete, war aller Wahrscheinlichkeit nach die Gefangenschaft auf Parem. Über eine Woche hatte sie dort unten zugebracht. Und schon damals hatte er angenommen, dass sich daraus ein Trauma entwickeln konnte. Nach den Augen der Öffentlichkeit jedoch hatte sie dieses Erlebnis schnell verarbeitet, auch wenn es mit der Ermordung des Verantwortlichen eine kurze und heftige Explosion ihrer Gefühle gegeben hatte. Daß sich die Ereignisse um Parem jedoch auf eine langfristige Angstpsychose ausweiten würden, damit hatte wohl niemand gerechnet.

Jetzt stand er in N'nhaeirhus Quartier und blickte sich um. Er hatte die Erlaubnis dazu eingeholt, um möglichst viel über die bisherigen Umstände ihres Lebens in Erfahrung zu bringen, um zu sehen, was in den letzten Wochen und Monaten in ihrem Umfeld passiert ist. Zum Glück war bisher auch nichts verändert worden, was er, unmittelbar nachdem er gehört hatte, dass N'nhaeirhu einen Suizidversuch unternommen hatte, veranlasst hatte. Denn gerade die eigenen vier Wände verrieten viel über die Persönlichkeit und wie sie sich veränderte.
Begleitet wurde er von Jol tr’Pilhailhin, einem der Mitarbeiter der CIS.

Schon an der Tür stellte er fest, dass er es mit einem überdeutlichen Fall von Paranoia zu tun hatte. Der Türöffnungsmechanismus war weggebrannt, er existierte nicht mehr. Von dem Sicherheitswächter, der hier aufpasste, dass sich niemand zu schaffen machte, den die Sache nichts anging, verriet ihm auf seinen merkwürdigen Blick zu der verkohlten Stelle an der Wand, dass der Leih hier mit einem Disruptor zu Gange gewesen sei, da die Sicherheitssysteme so umprogrammiert worden waren, dass sie ihm den Zutritt verweigert hatten.
Er machte sich eine Notiz – wieder ein Indiz, dass hinter der guten Freundschaft des Leih und der CIS mehr steckte, als er hatte zugeben wollen. Oder warum hatte er sich persönlich zu ihrem Quartier begeben, nachdem eine Nachricht wegen wiederholter Abwesenheit von N'nhaeirhus anderer Mitarbeiterin an ihn gegangen war, wie ihm Jol mitgeteilt hatte?
Und selbst das war ein interessanter Fakt. Sowohl ihre beiden Mitarbeiter als auch der Riov und Ezri Chaz waren ihm äußerst behilflich bei der Verrichtung seiner Arbeit. Trotz ihrer allgemeinen Unbeliebtheit an Bord schien sie, wenn auch nur wenige, aber sehr gute und einflussreiche Freunde zu haben.

Nachdem sie eingetreten waren, schloß sich die Tür hinter ihnen mit einem unnatürlich klingenden Geräusch, einem Kratzen von Metall auf Metall. Und schließlich waren sie allein und Llhran konnte die Umgebung auf sich wirken lassen.
„Okay. Untersuchen Sie alle Systeme auf eventuelle Veränderungen. Sicherheitssysteme, das persönliche Terminal, der Replikator und so weiter“, bat der Psychologe Jol, der sich damit vermutlich weit besser auskannte.
„Da Sie es gerade erwähnen. Erie’Rin t’Sshionsha hat vor einigen Wochen diverse Störsender in ihrem Büro angebracht. Möglicherweise ist es ja von Bedeutung.“
„Das ist es, danke für den Hinweis.“ Wieder eine Notiz. „Wäre es möglich, dass ich mir das Büro auch mal ansehen kann?“
Jol drehte sich mit überraschter Mine zu ihm herum.
„Ich glaube nicht. Immerhin ist es ein Tal’Shiar Büro. Und zudem gehe ich davon aus, dass es noch besser gesichert ist, als es das Quartier hier war.“
„Oh.“ Er machte eine kurze Pause und versuchte sich vorzustellen, wie sehr man einen Raum noch sichern konnte. Doch seine Phantasien reichten längst nicht so weit wie die einer paranoiden Agentin. „Nun gut, ich denke, das Quartier wird auch schon reichen", erwiderte er und machte sich daraufhin wieder an die Arbeit.

Es wunderte ihn nicht, und offen gestanden war er auch ganz froh darüber, dass man sich bezüglich des großen Blutflecks über seine Anweisung hinweg gesetzt hatte. Der Versuch des Selbstmordes war nun schon drei Tage her und mittlerweile wäre es in den Räumen unerträglich gewesen. Doch eine Markierung zeigte das Ausmaß der Lache.
Und er atmete tief durch. Er war Psychologe, er hatte es schon öfter mit den Abgründen der rihannischen Seele zu tun bekommen. Doch ein Suizid, oder allein der Versuch dessen, nahm ihn schon mit. Für ihn war das Leben heilig und er war eine jener Personen, die nie auf die Idee kommen würden, sich selbst das Leben zu nehmen. Auch jeder sonstige normale Rihannsu trug sich nicht mit solchen Gedanken.
Umso erschreckender musste die Veränderung in N'nhaeirhus Geist sein, die sie zu solch einer Tat trieb. Und es lief ihm kalt den Rücken herunter.

„Ich habe etwas gefunden“, erklang die ruhige Stimme des jungen Agenten aus dem Eingangszimmer und Llhran eilte hin. „Es ist ein Störsender, der üblicherweise zum Blockieren von Funkfrequenzen im gesamten Spektrum eingesetzt wird. Die Reichweite beträgt etwa 10 Meter, die Kapazität ist dafür enorm hoch.“ Er reichte Llhran das kleine Bauteil, was der Erein hinter einer Verkleidung an der Wand hervorgeholt hatte.
„War das Gerät ordentlich angebracht oder sah es aus wie eilig da hinein gesteckt?“
„Ordentlich ist kein Ausdruck. Ich hatte meine Mühen, es heraus zu bekommen, ohne einen elektrischen Schlag zu kriegen“, antwortete Jol.
„Ich danke Ihnen.“ Noch mehr Sicherheitssysteme.
Im selben Moment piepste etwas aus dem anderen Raum.
„Oh, ich glaube, das Programm hat etwas gefunden.“ Jol hatte das Suchprogramm darauf eingestellt, alle jüngeren Veränderungen in Standardprogrammen des Schiffes herauszufiltern. „Wie es scheint wurde der Replikator mehrfach neu programmiert. Und die Codes für die Sicherheitssperren sind in einem Schlüssel geschrieben, den ich überhaupt nicht kenne.“ Er war erstaunt.
„So ist das manchmal, Erein. Psychisch Kranke erscheinen wie Wahnsinnige, aber ihre Leistungen übertreffen die eines nicht Erkrankten bei Weitem. Und der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.“
„Und das alles ist direkt vor unseren Augen geschehen ... ohne das wir etwas bemerkt haben.“ Entsetzen spiegelte sich in der Stimme des jungen Rihannsu wider und Llhran konnte nur, traurig darüber, nicken.

Spiegelscherben ..., er hatte sie entdeckt, als er das Bad betreten hatte. Sie lagen überall, zierten den Fußboden wie ein wunderschönes Mosaik. Doch alles deutete daraufhin, dass jenes Mosaik in einem Anfall von Wut entstanden war – Wut gegen sich selbst, da sie ihr Spiegelbild vernichtet wissen wollte.
Bei näherer Betrachtung stellte er fest, dass sich eine dünne Staubschicht auf den Scherben gebildet hatte. Normalerweise passierte das nur dann, wenn sich ein Gegenstand längere Zeit nicht bewegt hatte. Indiz dafür, wie lange der Spiegel schon kaputt sein musste.
Auch passten die Stücke der Scherben teilweise zusammen, wahrscheinlich war sie auf sie drauf getreten und hatte sie dadurch weiter zerbrochen. Hinweis dafür waren Fußabdrücke aus getrockneten Wasserspuren.

Er wandte sich ab, nachdem er alles aufgezeichnet hatte. Jetzt blieb noch die Waffe.
Sie lag noch immer da, wo N'nhaeirhu sie im Sterben hatte fallen gelassen. Es war keine Spiegelscherbe, nicht irgendein beliebiger scharfer Gegenstand, nein, es war ein wunderschöner Dolch. Demnach war es wohl überlegt geschehen. Ob selbst dazu entschieden oder durch Einfluß dazu gebracht, konnte er noch nicht sagen.
Es war gespenstig. Schließlich atmete er tief durch.
Insgesamt machte das Quartier einen verwahrlosten Zustand, es war unordentlich und überall lagen persönliche Dinge. Dinge, sie auf den Weg in den Wahnsinn begleitet hatten. Noch einmal fiel sein Blick auf den zerstörten Spiegel im Bad, von dem Punkt aus, wo sie den Dolch angesetzt hatte. Sie hatte sich also beobachtet dabei.

„Wenn Sie noch etwas herausfinden ...“
„... werde ich Ihnen die Informationen bringen“, brachte Jol den begonnenen Satz zu Ende. Llhran fand die Ruhe, die der Erein ausstrahlte, bemerkenswert – und das, obwohl er in den persönlichen Sachen seiner Vorgesetzten stöberte, um herauszufinden, warum sie versucht hatte, sich das Leben zu nehmen.

Als er das Quartier verlassen hatte, lenkten ihn seine Schritte Richtung Offiziersmesse. Nach den belastenden Bildern musste er etwas essen, auch, um sich besser konzentrieren zu können.
Daß er aber ausgerechnet dort auf Hilfe in dem Fall stieß, überraschte ihn.
Als die Meisterköchin neben ihn trat, um ihm das Essen zu bringen, schien sie zu wissen, wer er war, und setzte sich zu ihm.

-tbc-
 

Ehae

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Ehae

Auf dem Planeten, am 4. Tag nach Abflug der Blutschwinge

Tr’Teatal kam am Tag des Abfluges der Blutschwinge mit den Borgkristallen von seinem Ausflug zurück. Ein beschwingtes Hochgefühl erfüllte ihn. Er konnte den Weihrauch schon riechen. Jetzt musste er nur noch die Ergebnisse präsentieren. Und er zweifelte mit keiner Silbe daran, dass sie sensationell sein würden. Er sollte recht haben, aber anders als er vermutete.
Alidar hatte unterdessen das Lager, das aus mehreren Standardcontainern bestand, die Bienenwaben ähnlich aneinandergesetzt werden konnten und damit Wohnquartiere und Labors in jeder benötigten Größe lieferten, mit einem modifizierten Schutzschild umgeben. Wie sich herausstellen sollte, war auch dieser Schutz nicht perfekt, jedoch im Vergleich zum Strahlungspegel draußen war die Abschirmung nahezu hundertprozentig. Und draußen waren die Archäologen den ganzen Tag, jedenfalls solange Tageslicht und damit Sonnenstrahlung, vorhanden war, mit ihren Ausgrabungen beschäftigt. Jetzt, also 4 Tage nach Abflug der Schwinge, arbeiteten sie wie die Irren, schufteten sich nahezu kaputt und waren abends regelrecht fertig, so dass sie zum Essen gezwungen werden mussten, um nicht die Kraft einzubüßen. Sie wirkten wie aufgedreht und hätten am liebsten noch nachts weitergemacht, wenn es einen Mond gegeben hätte, der Licht spendete.
Tr’Teatal war mit der Untersuchung der Borgkristalle fertig und sein Gesicht wurde immer länger. Er hatte schon Zoff gehabt mit Alidar, weil das Computersystem nicht so richtig funktionierte. Aber alles war doppelt und dreifach geprüft worden und lief nun einwandfrei, doch das Ergebnis war immer das gleiche. Null komma nichts. Und das Interessanteste war, die Kristalle vermittelten den Anschein von absoluter Jungfräulichkeit, so als wären noch nie irgendwelche Informationen in ihnen gespeichert gewesen. Mystisch.
Das Problem der Interferenzen bei der Kommunikation wurde auch gelöst, indem man auf einen niederenergetischen Kanal auswich, der zwar sonst nie benutzt wurde wegen der geringen Reichweite, denn die Funkwellen breiteten sich quasioptisch aus, aber die Leute waren nicht sehr weit verstreut, so dass die Qualität akzeptabel war.
Tr’Teatal war am Überlegen und lief dabei auf und ab. Er wusste nicht, dass er Alidar damit nervte, und wenn, es hätte ihn sowieso nicht gestört. Der Wissenschaftler war total frustriert, weil er keine Idee hatte, wieso die Kristalle so rein waren. Das Speicherprinzip war eigentlich einfach und damit genial. Bekanntlich ist jedes Atom in einem Kristallgitter ein winziger Magnet aufgrund seines Spin. Elektrische Ladungen bewegen sich und erzeugen ein Magnetfeld, einen so genannten Elementarmagneten. Und alle Elementarmagnetfelder zeigen in die gleiche Richtung. Information wird nun gespeichert, indem man die einzelnen Elementarmagnete in eine andere Lage zwingt, die sie beibehalten aufgrund der Gitterkräfte. Wird der Speicher allerdings gelöscht, richten sich die Elementarmagnete wieder in ihre ursprüngliche Richtung aus. Bis auf Ausnahmen, die leichte Abweichungen behalten, die allerdings den Kristall nicht unbrauchbar machen, aber nachweisbar sind. Und eben diese Abweichungen konnte tr’Teatal nicht finden und war zu Recht frustriert. Langsam keimte in ihm eine Idee. Was, wenn genau das der Grund dafür war, dass die Borg nicht zurückgekommen waren, um diese Kultur zu assimilieren. Weil sie keine Informationen erhalten hatten.
Plötzlicher Tumult vor dem Eingang störte tr’Teatal in seinen Überlegungen. Er ging nachsehen, was dort los war. Die Archäologen drängten sich durch die Tür, obwohl die Sonne noch hoch stand, und sie schleppten einen ihrer Kollegen mit sich, der ziemlich dunkelgrün aussah und heftig nach Luft schnappte, wie ein Fisch auf dem Trockenen. Er sah aus, als hätte er sich heftig überanstrengt, was ja schließlich kein Wunder wäre. Der Sanitäter kam herbeigeeilt, checkte die Situation kurz und verteilte Anweisungen. In Windeseile wurde der große Tisch im Speiseraum freigeräumt, der multifunktional auch als OP-Tisch dienen konnte und der Mann darauf gelegt. Nach einigen Minuten gespannter Stille, in denen der Sanitäter die Biofunktionen scannte, wurde das Ergebnis verkündet. „Eine Verengung der Herzkranzgefäße, die durch eine Überzahl an grünen Blutkörperchen hervorgerufen wurde, quasi eine Verstopfung der Kapillaren, weil das Blut zu dick ist.“ Nun nahm er sich die anderen Archäologen vor, waren sie doch in der Zeit den gleichen Bedingungen ausgesetzt gewesen. Und fand das gleiche Ergebnis, was zur Folge hatte, dass er sofort ein Arbeitsverbot aussprach. Das Protestgeschrei beeindruckte ihn überhaupt nicht, im Gegenteil, er erweiterte die Anweisung auf jegliche Anstrengung. Er verdonnerte die Leute praktisch zum Faulenzen, was angesichts der interessanten Arbeit eine regelrechte Strafe war.
„Das halten wir nicht aus, uns juckt es in den Fingern. Das können Sie uns nicht antun.“ Prasselten die Ausrufe von allen Seiten auf den armen Sanitäter ein. Doch er ließ sich nicht erweichen.
„Dr Chaz wird mich umbringen, wenn es nicht der Leih vorher tut, falls einem von Ihnen etwas passieren sollte. Das Risiko bin ich nicht bereit einzugehen. Es bleibt bei dem Verbot. Bitte setzen Sie eine Nachricht an die Blutschwinge ab, dass die Arbeit hier eingestellt wird und wir abgeholt werden wollen. Sofort, wenn ich bitten darf!“
Zähneknirschend wurde die Anweisung ausgeführt.


Offiziersmesse, ChR Blutschwinge

Es war das erste mal, seit sie auf der Blutschwinge war, dass der Bordpsychologe nach ihren Künsten begehrte. Entweder hatte er erst kürzlich von ihr erfahren oder er war nur zufällig, weil gerade in der Gegend, hier vorbeigekommen. Wie dem auch sei, sie ließ ihre Lehrlinge die übliche Mittagszusammenstellung allein weiter zubereiten und machte sich daran, seine Wünsche zu erfüllen. Zartes Gemüse mit Eistücken in einer pikanten Sahne-Senfsoße, das war nicht schwer und ging recht flott, trotz der Vielzahl an Zutaten. Sie brachte den Teller an den großen Tisch, der Mann legte sein Padd zur Seite und schaute sie lächelnd an. Ehae entging aber nicht der sorgenvolle Ausdruck in seinen Augen. Sie wünschte guten Appetit und wollte sich schon abwenden, überlegte es sich aber doch anders und sie setzte sich. Der Psychologe schaute sie überrascht an.
„Wie geht es der rihannischen Seele?“
Was als scherzhafte, auflockernde Bemerkung gedacht war, immerhin hatte sie ihn erkannt, obwohl er noch nie bei ihr war, denn er stand rangmäßig unter dem CMO, nahm er ernst und wollte beruflich werden. Aber Ehae blockte ab.
„Halt, halt, ich wollte jetzt keinen Vortrag hören“ sagte Ehae und hob abwehrend die Hände. „Konzentrieren Sie sich auf das Essen, sonst wird es kalt und liegt Ihnen schwer im Magen.“
Llhran sah sie verblüfft an. Ehae zuckte die Schultern, sie konnte den Blick schon deuten. Vielleicht war er es nicht gewöhnt, dass eine Köchin so mit ihm sprach und würde erbost reagieren, dann hatte er allerdings seinen Beruf verfehlt.
Der Psychologe schüttelte nur den Kopf, lächelte und fing an zu essen. „Hm, ausgesprochen lecker. Was für Senf nehmen Sie in die Soße?“ begehrte er zu wissen.
Ehae schmunzelte. Sieh an, ein Feinschmecker, der sich auskennt. Laut sagte sie: „Das ist streng geheim. Aber Ihnen kann ich es ja sagen, Sie unterliegen der Schweigepflicht. Es ist Senf aus...“ In diesem Moment verschluckte sich Llhran an einer Erbse und musste husten, dass er dunkelgrün anlief. Ehae sprang auf und schlug ihm auf den Rücken, die Erbse sprang heraus und landete auf dem Tisch.
„Danke“ japste der Mann.
„Gern geschehen“, erwiderte Ehae. „Normalerweise prügel ich meine Gäste nicht, aber ich konnte doch nicht zulassen, dass ich einen Feinschmecker verliere und zum Gegenstand einer kriminalistischen Untersuchung werde.“
Llhran lachte, dass ihm die Tränen aus den Augen liefen, aber vielleicht war es doch nur wegen des Hustens.
Als er sich wieder beruhigt hatte und das Kratzen im Hals vorüber war, aß Llhran weiter, beäugte aber die Erbsen misstrauisch, als wären sie des Mordversuchs verdächtig. Schließlich war die Mahlzeit ohne weitere Zwischenfälle vorüber und er schob den Teller zufrieden von sich.
„Und jetzt zu ihrer Frage, Meisterin Ehae“ begann er das Gespräch. „Der rihannischen Seele geht es eigentlich ziemlich schlecht. Wie sich die Natur diesen angeborenen Charakterzug der Paranoia ausdenken konnte ... Es ist nicht verwunderlich, wenn dann so etwas passiert.“ Llhran schaute Ehae an, die ihm interessiert zuhörte, und erweckte dabei den Eindruck, ein ganz anderer Typ Rihannsu zu sein, als man ihn kannte. Er selbst wirkte aufgeschlossen, hilfsbereit und nett, völlig unparanoid und keineswegs feindselig oder abweisend.
„Aber glücklicherweise ist die rihannische Natur stark genug, um diesen Charakterzug so weit zu unterdrücken, dass wenigstens ein paar vernünftige Leute dabei heraus kommen.“ Sie dachte kurz über das Gesagte nach. „Eigentlich ja eher der Großteil unseres Volkes.“
Der Psychologe nickte zustimmend.
„Und ich habe den Eindruck, dass Sie zu diesem Großteil gehören, Meisterin“, erwiderte er und schaute sie erwartungsvoll an. „Vielleicht kann ich auch Ihre Hilfe gebrauchen, um die verirrte Seele wieder ans Leben zu gewöhnen. Immerhin schien sie in letzter Zeit ein recht verstörtes Verhältnis zum Essen zu haben.“ Llhran bewegte sich zwar auf recht dünnem Eis was die Schweigepflicht betraf, doch er ging davon aus, dass Ehae einem ähnlichen Kodex unterlag. Hinzu kam, dass er tatsächlich den Eindruck hatte, ihr vertrauen zu können. Von daher kam seine Bitte an sie nicht von ungefähr.

Schließlich war er gut gesättigt, nickte Ehae zu und hielt die Zeit für gekommen, wieder an die Arbeit zu gehen, N'nhaeirhus Personalakte wartete hoffentlich schon auf ihn.


[NRPG: zweiten Teil angefügt]
 

Chateya

geschecktes Zwergschaf
(N'nhaeirhu)

Insgesamt fünf Tage hatte N'nhaeirhu nun Zeit gehabt, sich von dem physischen Stress, den sie ihrem Körper selbst zugemutet hatte, zu erholen. In dieser Zeit hatte Llhran auch dafür gesorgt, dass sie noch keine Neuroleptika erhielt, um die Beobachtung der psychischen Störungen der Realität entsprechen zu lassen. Auch hatte er die Personalakte der CIS durchgearbeitet, was viel Neues hervor gebracht hatte und mit dazu beitrug, dass aus den einzelnen Puzzleteilen sich ein Gesamtbild ergab.
N'nhaeirhu hatte man unterdessen von ihrem Privatzimmer in eine Art Gummizelle gebracht, wo sie sich, sollte sie die Beherrschung verlieren, wovon Llhran ausging, nicht verletzen konnte. Die Wände waren alle sehr weich gepolstert, ebenso der Boden. Und die Kleidung, die sie trug, war so geschnitten, dass nichts eine Gefahr darstellte. Außerdem war der Stoff reißfest, so dass sie keine Ärmel oder Beine der Hose benutzen konnte, um sich vielleicht zu erwürgen. Doch Llhran erwartete statt eines erneuten Suizidversuchs eher anderes.

Was der Psychologe bisher beobachtet hatte, stieß schon an die Grenzen dessen, was er bisher erlebt hatte. Momentan verhielt sie sich aber ruhig, wippte nur leicht hin und her. Ganz im Gegensatz zu der Tortur, als man sie in diesen Raum gebracht hatte. Sie hatte wild um sich geschlagen, getreten und gebissen, die Krankenpfleger angeschrieen und sie mit Flüchen der übelsten Sorte belegt, bis Ezri eingeschritten war und ihr ein Sedativum verabreicht hatte.
Llhran notierte eine ausgeprägt wechselhafte Gemütslage.
Doch allmählich ließ die Wirkung nach. Sie lag schon nicht mehr auf den Boden, sondern saß in halbwegs aufrechter Form, das Gesicht Richtung Eingang gewandt. Doch der Blick verlor sich in der Unendlichkeit. Irgendetwas sah sie, was er nicht sehen konnte. Halluzinationen, paranoide Wahnvorstellungen, Stimmenhören ..., denn immer wieder hörte er die zierliche Frau etwas murmeln.

Nach einer Weile erschienen auch Ezri und Rikal an der Tür und blickten interessiert, wenngleich mit äußerst gemischten Gefühlen in den Raum.
Schau nur, da steht er und ist entsetzt über dich und deine Unentschlossenheit, dass du nichts zu Ende bringen kannst! Die blonde Frau hockte sich neben N'nhaeirhu und deutete mit einem Finger auf Rikal. Der Blick der CIS wurde schlagartig klar und richtete sich zum Eingang, auf die betreffende Person. Und Llhran glaubte einen kurzen Moment der geistigen Klarheit erleben zu können. Doch er wurde bitterlich enttäuscht.
Langsam erhob sich N'nhaeirhu, stand schließlich mitten im Raum und beobachtete. Wieder tauchten die Kinder auf, sangen in einem niedlichen Chor einen grausamen Reim, der in N'nhaeirhus Geist immer und immer wieder hallte. Allmählich versammelten sich auch wieder alle Opfer und stimmten nacheinander in den Chor ein. Sie schimpften und beleidigten sie.
„Seid still! Haltet endlich eure Klappe! NEIN!“
Immer wieder schlug sie in die Luft, trat nach etwas, was nur sie sehen konnte. Tränen quollen ihr aus den Augen und Verzweiflung zeigte sich in ihrem Gesicht.
„Lasst mich endlich in Ruhe“, wimmerte sie und fuhr mit den Fingernägeln über die nackten Unterarme.
Tendenz zur Selbstverletzung notierte Llhran. Doch ihm war langsam nicht mehr wohl bei der Aktion, wie er beobachtete, was N'nhaeirhu erleben musste, wie ihre Phantasie sie quälte. Aber es brachte wenig, wenn er jetzt abbrach. Sie mussten das ganze Spektrum der Symptome kennen, um eine sinnvolle Behandlung in die Wege leiten zu können.
„Ihr könnt mir nichts antun“, rief sie ins Nichts und reagierte urplötzlich wie ein bockiges Kind. Schlagartig wechselnde Erregungszustände waren auch nicht unnormal für paranoides Wahnverhalten. Doch sie sangen weiter. N'nhaeirhu hielt sich die Ohren zu und kniff die Augen zusammen, schrie erneut, um die vielfältigen Stimmen zu übertönen, doch es brachte nichts, denn sie befanden sich in ihrem Kopf. Alles spielte sich nur in ihrem Geist ab, auch wenn sie jedem etwas anderes versichern würde. Denn die drei Beobachter sahen nichts weiter als eine tobende am Boden zerstörte Rihanna.

Nach einer Weile war sie heiser, brachte keinen Ton mehr hervor. Doch die Qual drückte sich nach wie vor in ihrem Gebaren aus. Sie wand sich, versuchte den Geistern zu entkommen, warf sich schließlich gegen die Wand.
„Ich will nicht mehr ... Lasst mich in Ruhe, ihr Elenden!“
Urplötzlich zuckte sie zusammen, riss die Hände zum Kopf und fiel auf die Knie. Ezri wollte reagieren, doch Llhran hielt sie ab.
„Es ist eine Art Migräneattacke“, meinte er, als er erneut Notizen machte.
„Ich weiß, ich habe sie vor knapp zwei Wochen deswegen behandelt“, erwiderte die Trill, und ihrer Stimme war deutlich zu entnehmen, wie bedrückt sie deswegen wirkte. Die Hirnstoffwechselanomalie war zu jenem Zeitpunkt bestimmt schon vorhanden gewesen. Doch warum sollte man nach dergleichen auch suchen, solange kein Verdacht bestand?
Außer dieser Anomalie, die sie bereits vor zwei Tagen festgestellt hatten, zeichnete der Scanner an ihrer Schläfe weitere physische Funktionen auf, deren Daten für die Behandlung von Nöten waren – Echoenzephalogramm, synaptische Erregungszustände und einiges weiteres.

Stunden vergingen und die drei Rihannsu, die vor der durchsichtigen Tür verharrten wurde jede weitere Minute unangenehm. N’nhaeirhu hatte zwischenzeitlich ein Streitgespräch mit Serok und dem Alten von Parem geführt – zwei Personen, die wohl neben Rikal ebenso wichtige Rollen spielten. Und von denen Llhran mittlerweile einen kennen gelernt hatte.
Der gut verschlüsselte Teil der Akte N’nhaeirhus hatte allerlei Informationen über ihre Vergangenheit bezüglich Serok zum Vorschein gebracht. Und mittlerweile glaubte er auch, die Ursache für die Erkrankung zu kennen.
Schließlich erklärte er die Beobachtung für beendet.
N’nhaeirhu lag unterdessen wieder auf dem Boden, weinte und schluchzte verzweifelt, weil sie den Stimmen nicht entkam. Einer der Pfleger verschaffte ihr aber nun endlich Erleichterung, als er den gepolsterten Raum betrat und ihr ein Hypospray an die Schulter setzte. Ihr Körper entspannte sich und augenblicklich verlor sie das Bewußtsein.

Llhran bat Ezri und Rikal kurz darauf in sein Büro, um beiden seine Ergebnisse zu präsentieren. Sein Verdacht hatte sich bestätigt.
„N’nhaeirhu leidet unter einer paranoiden Schizophrenie. Sie zeigt alle typischen Symptome.“ Er reichte beiden ein PADD, auf dem sich all seine bisherigen Notizen in einer sinnvollen Abordnung befanden. „Und so wie ich das bisher sehe, was sie immer eine Ausgestoßene.“ Die Blicke beider richteten sich wieder auf ihn. „Auf Vulkan war sie nicht willkommen im Kreise ihrer genetischen Geschwister“, Ezri blickte verwundert, da sie bisher nicht gewußt hatte, daß N’nhaeirhu auf Vulkan aufgewachsen war. „Die Sternenflotte hielt sie für einen Verräter und ihr war nur recht, sie für einen Unfall zur Verantwortung zu ziehen.“ Auch das wußte Ezri bisher nicht, doch Rikal, von dem Llhran diese Information hatte, war sicher, daß sie es für sich behalten würde. „Als sie nach Hause zurück kehrte, hieß man sie ebenso wenig willkommen. Statt dessen sperrte man sie ein und wollte sie dazu noch als Verräter exekutieren. Und als sie endlich glaubte, einen sicheren Platz gefunden zu haben“, seine Geste verdeutlichte, daß er die Blutschwinge meinte, „wurde sie für unzureichende Leistungen bestraft.“ Er sah tief in Rikals Augen. „N’nhaeirhus Freunde haben versagt und in meinen Augen war der Suizidversuch die einzige Alternative!“
 

Rikal

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(Rikal)

=/\= ChR Blutschwinge, Quartier des Leih =/\=

Nach einem langen und anstrengendem Tag saß der Leih auf der dunklen Couch im Wohnzimmer seines Privatquartiers. Er hatte sich seine Uniformjacke ausgezogen, die Beine auf den Tisch gelegt, nur gut das Arrhae nicht da war, denn sie würde es bestimmt nicht gut heißen, wenn ihr Gemahl seine Beine auf den Tisch legt, und hatte ein Glas gefüllt mit einer dunkelgrünen Flüssigkeit in der Hand. Erst atmete er tief aus, dann schnupperte der Leih an dem Glas, genoss den Duft des Weines und nahm einen Schluck. Was für ein Tag lag hinter ihm.
Zuerst hatte er gemeinsam mit Ezri die Isolierstation aufgesucht. In dieser befand sich zurzeit N'nhaeirhu. Genau genommen befand sie sich in einem speziellen Schutzraum, der so konstruiert war, dass sie sich selbst nicht verletzten konnte. Nach den letzten Ereignissen schien Rikal dies auch mehr als nötig. Während er vor der Tür gestanden hatte, in der ein Fenster eingelassen war, hatte er N'nhaeirhu beobachten können. Er war froh darüber, dass sie ihren Selbstmordversuch überlebt hatte, und dies auch ohne bleibende körperliche Folgen. Doch der Zustand ihres Geistes war weit von dem entfernt, was die Rihannsu als normal bezeichnen würden. Sie hatte getobt, geschrieen bis sie heißer war und mit wütenden Schlägen und Tritten die Luft zerteilt. Natürlich wusste Rikal, dass seine Freundin jemanden sah, dass aus ihrem Blickwinkel sie nicht alleine in diesem Raum und sie nicht nur die Luft schlug. Auch wenn er es nicht zu geben wollte, so nahm das war er sah, ihn sehr mit. N'nhaeirhu hatte große Probleme und er hatte nichts davon bemerkt, dass auch Ezri nichts gemerkt hatte haft seinem Gewissen auch nicht, denn Rikal machte sich Vorwürfe. Wieso hatte er nur nichts bemerkt? Diese Frage stellte er sich immer wieder, dass Llhran, als N'nhaeirhu Psychologe, ihnen beiden den Vorwurf gemacht hatte, dass sie beide, als N'nhaeirhu Freunde versagt hatte, machte es für Rikal auch nicht leichter. Vor allem, weil er, wenn auch nur widerwillig, dem Psychologen recht geben musste.
Nicht nur, dass er sich um N'nhaeirhu Sorgen machten, nein auch die Wissenschaftler in ihrer Forschungsstation bereiteten ihm Sorgen. Vor wenigen Tarim, kurz nachdem die Besprechung mit Llhran beendet gewesen war, hatte die Blutschwinge eine Nachricht des bei den Wissenschaftlern stationierten Sanitäters erreicht. In dieser Nachricht bat er darum, die Wissenschaftler zu evakuieren. Die Nachricht lieferte auch den Grund, weshalb sie abgeholt werden sollten: ihr Blut hatte sich verdickt. Vermutlich lag dies an der Strahlung der Sonne, so lautete zumindest die erste Vermutung der Wissenschaftler der Blutschwinge, die er konsultiert hatte. Dieser Bitte konnte er leicht nachkommen, schließlich bewachten zwei Kreuzer der Griffin Klasse das Artefakt, und befanden sich daher im selben System wie die um Hilde bittenden Wissenschaftler, auch verfügte einer dieser Kreuzer über genügend medizinische Kapazitäten um die Wissenschaftler behandeln zu können.
Mittlerweile waren die Reparaturen an der Schattenschwinge abgeschlossen worden, und sie hatte ihren ursprünglichen Auftrag, diesen Quadranten zu erforschen, wieder aufgenommen. Kaum war die Schattenschwinge mit aktivierter Tarnung auf Warp gegangen, da ging im System ein Raumschiff unter Warp. Natürlich hatte die Blutschwinge ihre Tarnung aktiviert, als das Schiff auf den Sensoren erschienen war, aber dennoch war es eine Überraschung, dass es praktisch neben ihnen unter Warp gegangen war. Zuerst hatten sie vermutet, dass es ein weiteres Piratenschiff, so hatten die Rihannsu zwischenzeitlich die Angreifer, die die Schattenschwinge angegriffen hatten, klassifiziert, sei, aber es unterschied sich erheblich von diesen. Zum einen trug es Markierungen, was stark gegen ein Piratenschiff sprach, zum anderen wies seine Hülle die typischen Spuren einer hoch entwickelten Produktion auf. Das Schiff scannte ausgiebig die Umgebung und ging dann wieder auf Warp. Jedes Wrack wurde ausgiebig gescannt, aber dann verschwand das Schiff auch wieder. Dieses Schiff hatte Rikals Neugierde geweckt und daher ordnete er an, dass ein Thrai diesem kleinen Schiff folgen sollte. Dank seiner Tarnvorrichtungen würde es ihm keine Probleme bereiten den Fremden bis zu ihrem Stützpunkt zu folgen, denn die Sensoren des kleinen Schiffes waren, zumindest im Vergleich zu denen der Rihannsu, primitiv und nicht in der Lage ein getarntes Schiff zu orten. Zumindest die Interphasentarnvorrichtung würde den Thrai hervorragend schützen, denn ein mit diesem System getarntes Schiff konnten selbst die Rihannsu nicht orten. Schon bald würden sie wissen, ob es hier auch organisierte Staaten gibt, die Sensorscans des Raumschiffes sprachen zumindest dafür. Vielleicht würde es ihnen sogar gelingen einen Alliierten zu finden, einen Alliierten, der den Rihannsu unterlegen war.
Wenigstens dies war ein Lichtblick in einem für Rikal ansonsten sehr unangenehmen Tag. Das Glas war leer, aber Rikals Gedanken kreisten wieder um N'nhaeirhu. Hätte er ihr helfen können? Hätte er es eher bemerken können? Hatte er etwas falsch gemacht?

-tbc-
 

Xena

New Member
(Alidar tr’Aurata)
Während Alidar die Überprüfungen an den Leitungsnetz durchführte schritt tr’Teatal nervös auf und ab und schien über irgendetwas nachzugrübeln.
Da das Netz für eine genauere Untersuchung unterbrochen werden musste, waren die Wissenschaftler für den Moment dazu verurteilt, Arbeiten zu erledigen, die ohne Hilfe des Computers ausgeführt werden konnte.

Zunächst ging tr’Teatal auf und ab. Alidar störte diese ewige hin- und her- Bewegung sehr dabei sich auf die Arbeit zu konzentrieren und er war schließlich sehr froh darüber, als plötzlich der Chefwissenschaftler äußerst eilig irgendwohin verschwand. Alidar hatte so wenigsten seine Ruhe vor diesem Rihannsu. Als er die Messergebnisse auswertete und analysierte, beschloss er, als er die Ergebnisse sah, einige Leitungen durch neue zu ersetzen. Da im Moment kein Kontakt mit der Schwinge möglich war konnte er die dafür benötigten Leitungen nicht von dort ordern. So musste er sich damit zufrieden geben, was im Lager vorrätig war.



=A=

„Sind Sie noch nicht fertig,“ hörte Alidar plötzlich tr’Teatal zischen, der ebenso plötzlich wieder aufgetaucht ist, wie er vor einer Weile verschwand. „Wie lange brauchen Sie noch, ich habe noch sehr viel zu tun,“ wurde tr’Teatal lauter.

„Hören Sie mal, auch wenn Sie ständig herumnörgeln, deswegen werde ich auch nicht schneller fertig, schließlich ist das Netzwerk sehr empfindlich und muss genauestens Konfiguriert werden,“ antwortete Alidar darauf.

„Na hoffentlich schlafen Sie mir nicht dabei ein,“ sagte daraufhin tr’Teatal in einem herablassenden Tonfall.

Alidar schluckte seinen Frust herunter, er musste sich sehr zusammenreisen, nicht etwas Unbedachtes zu sagen.


Tr’Teatal holte in der Zwischenzeit einiges an Instrumenten und begann sie aufzubauen. Na wenigstens ist er jetzt eine Zeitlang beschäftigt, dachte sich Alidar. Aber er schien sich zu täuschen, der Chefwissenschaftler nervte ihn dann ständig mit der Frage, wann er denn endlich fertig werde. Als ihm Alidar sagte, dass es noch eine Weile dauern würde packte tr’Teatal irgendetwas in seine Tasche und verschwand dann eilig wieder.


Kurz nach dem sich Alidar seine Arbeit wieder fortgesetzt hatte wurde er wieder lautstark unterbrochen, „was fällt Ihnen ein, einfach alle Leitungen aus den Lager für sich zu beanspruchen,“ zischte Arrain Tr’Anann.

Dieser Rihannsu schon wieder, dachte sich Alidar, der hatte ihm gerade noch gefehlt.
„Dann sollten Sie mehr Sorgfalt bei der Arbeit walten lassen. So kostet es das mehrfache an Arbeit und Zeit,“ konterte Alidar.

„Was soll das heißen,“ brüllte der Angesprochene, „was glauben Sie wer Sie sind!“

„Ich weiß wer ich bin, und jetzt bin ich dabei Ihren Pfusch zu Korrigieren,“ konterte Alidar darauf.


„Hören Sie sofort mit dieser Streiterei auf,“ fuhr plötzlich tr’Teatal dazwischen, der scheinbar aus dem Nichts wieder aufgetaucht ist.

„Schauen Sie, dass noch ein paar Leute kommen, diese Arbeit endlich fertig zu bringen, ich habe schließlich nicht vor, hier bis in alle Ewigkeit zu warten,“ schrie tr’Teatal zu tr’Anann.

Dieser kuschte sogleich und bestätigte dies mit einen „diae ssuaj'rau, Rekkhai,“ und machte sich schnell auf den Weg.

Tr’Teatal hatte seine Tasche wieder mitgebracht und packte äußerst vorsichtig einen Kristall nach den anderen aus dieser aus. Er betrachtete diese von allen Seiten und war von diesen total fasziniert. Alidar hatte auch den Eindruck, dass dieser Rihannsu auch anfing mit den Kristallen zu sprechen.

Kurz darauf, waren weitere Techniker hier, die ihm helfen sollten, aber es war eigentlich nicht genug Platz, tr’Teatal hatte auch keine Ahnung von dieser Arbeit, sonst hätte er erkennen müssen, dass es nicht möglich ist, dass mehrere Gleichzeitig an dieser Arbeit dran sind. So ist man sich nur gegenseitig im Weg. Aber Alidar fand schon etwas, wobei ihm die nun herbeigeholten Techniker helfen konnten. Es war ja schließlich noch sehr viel zu tun.

-tbc-
 

Chateya

geschecktes Zwergschaf
(Sanra)

Tage waren vergangen seit dem Gefecht mit den Piraten, und Sanra grämte sich mittlerweile. Die Verhöre erwiesen sich als äußerst langwieriges Vorhaben und sie hatte bei weiten nicht eine solch hohe Standhaftigkeit, wie es hier von Nutzen gewesen wäre.
Normalerweise weigerten sich ihre Informationsträger, namentlich diverse Speichermedien, auch nicht, zu kooperieren. Doch den Umgang mit dem Individuum war sie diesbezüglich überhaupt nicht gewöhnt, wenn auch bei der Ausbildung jeder in den Genuß gekommen war, das eine oder andere Verhör zu verfolgen oder gar selbst durchzuführen.
Sie war müde und erschöpft, breite Ränder zeigten sich unter ihren Augen, doch es half alles nichts. Irgendwann mussten auch diese merkwürdigen insektoiden Geschöpfe die Geduld verlieren. Zumindest hatten sie schon soviel erfahren, dass sie tatsächlich mit Piraten vergleichbar waren, sich im Laufe der letzten Jahre und Jahrzehnte ein nicht unerhebliches Netz aus Informanten, Helfern und Basen eingerichtet hatten und seitdem den halben Quadranten tyrannisierten. Immer wieder, hatten sie gesagt, haben sie bewohnte Planeten überfallen, Schiffe gekapert und Kolonien ausgeraubt.
Eins stand zumindest jetzt schon fest – diese Leute scherten sich nicht darum, wenn sie andere Personen quälten, zur Arbeit zwangen oder gar töteten.

Schließlich machte sie sich wieder auf den Weg zu den Arrestzellen. Sie war froh, dass sie wenigstens von Tahls Sicherheitsleuten unterstützt wurde, andernfalls hätte sie vermutlich längst das Handtuch geworfen. Tahl und Sanra teilten sich in die Arbeit, die diese beiden Personen machten und auch schien schon nicht mehr der Frischste zu sein, als sie den Raum wieder betrat.
„Guten Morgen“, sagte sie in die Runde, doch erst dann bemerkte sie, dass etwas anders war als bisher. Von hinter der Barriere ertönten wilde Klickgeräusche und als die Rihanna näher trat, um in die kleine Zelle blicken zu können, sah sie, dass die beiden sich scheinbar in den „Haaren“ hatten. Es war ein kunstvolles Gerangel aus vielerlei zarten Gliedmaßen, bis schließlich einer die Oberhand gewann, seinen Gegner in die Ecke stieß und an das Kraftfeld herantrat.
„Ich werde Ihnen alles sagen, was Sie wissen wollen. Nur lassen Sie mich hier raus. Bitte, ich flehe sie an!“ seine Stimme klang wesentlich höher als sonst und seine Kopffühler zitterten wie Espenlaub. Vermutlich mochte er es nicht, eingesperrt zu sein. Oder aber er hatte zwischenzeitlich doch die Geduld verloren und seinen „Partner“ nur „überzeugen“ müssen, dass es sinnvoller wäre, mit den Grünhäutigen zusammenzuarbeiten. Sanra runzelte misstrauisch die Stirn und auch Tahl machte einen wenig begeisterten Eindruck. Doch es war eine Chance, und der Sicherheitschef winkte daraufhin einige seiner Leute herbei, die mit Disruptoren im Anschlag Stellung bezogen, um die Kreatur in einen Verhörraum zu begleiten.

Stunden später war Sanra um einige, wenn auch nicht viele Informationen reicher. Es hatte sich herausgestellt, dass das Wesen in der Hierarchie der Organisation von Piraten nur einen weit unten stehenden Posten bekleidete und daraufhin nicht viel wusste. Fest stand aber, dass diese Vereinigung in Zellen funktionierte. Sie alle hatten wenig Ahnung von ihren Mitstreitern, arbeiteten aber nur auf Befehl, was den Schluß zuließ, dass es eine Zelle gab, die über alle anderen Bescheid wusste. Würde man diese finden, konnte man das Problem lösen.
Aber wenigstens war der Standort derjenigen Zelle bekannt, zu denen die beiden Inhaftierten gehörten.
Schnell hatte sie ihre Notizen zu etwas Lesbarem zusammengeschrieben und an den Leih des Schiffes geschickt. Der würde sicher froh darüber sein, nicht mehr länger im Dunklen zu verweilen. Und wenn man die eine Zelle hatte, war es vielleicht einfacher, auch die darüber stehende zu finden.

=A= In der Krankenstation =A=

Nach einem weiteren Tag der intensiven Beobachtung hatte Llhran schließlich die Akutmedikation eingeleitet, woraufhin N'nhaeirhu verständlicherweise in einen nahezu apathischen Zustand verfallen war, sofern sie überhaupt das Bewusstsein erlangte.
Es war nur natürlich, dass es Nebenwirkungen geben würde. Doch seine Aufgabe bestand nun darin, diese möglichst gering zu halten, damit eine Therapie sinnvoll sein konnte.
Denn fehlte der eigene Wille überhaupt zu leben, fehlte auch der Wille zur Genesung – und Willenlosigkeit war leider eine recht verbreitete Nebenwirkung der Akutmedikation, die jedoch auch vorübergehend wie ein Gummihammer wirken sollte.
In den nächsten Tagen jedoch würde man auf eine wesentlich feinere Dosierung und vermutlich auch andere Medikamente umsteigen können, die den Charakter weniger belasteten.

-tbc-
 
(Taroc tr`Rikor)



=/\= Planet =/\=


Taroc hatte die letzten Tage über einer Idee gebrütet wie man es sich noch sicherer einrichten konnte. Als er sie hatte brauchte er eine ganze Zeit bis er den zuständigen Leitenden Techniker davon überzeugt hatte. Sie würden den geschützten Bereich kleiner machen, so das die Schilde sich überlappten. Denn immer wieder kam es zu kleineren Löchern im Schildgitter. Wenn sie sich überlappten würde man mehr zeit haben sich den Schildreparaturen zu widmen. Denn auch die anderen Gerätschaften, vor allem die Energiegeneratoren, brauchten derzeit eine ständige Wartung und das Personal war im Dauereinsatz. Die meisten Wissenschaftler wollten zwar helfen, aber von der Technik verstanden die zu wenig um eine wirkliche Hilfe bei der Aufrechterhaltung des Betriebes zu sein.

Nachdem der Schutzkreis enger gezogen war saßen sich alle mehr oder weniger auf den Füßen rum, aber die wichtigsten Gebäude und Gerätschaften befanden sich bei ihnen und wurden so geschützt. Die kranken befanden sich in einem der wenigen Gebäude innerhalb des Schutzkreises. Durch die Überlappung war auch die Schutzfunktion der Schilde erhöht worden, Taroc fragte sich nur ob dies lange genug anhalten würde bis sie abgeholt werden würden.


-tbc-
 

Rikal

Active Member
(Rikal)

=/\= ChR Blutschwinge, Bereitschaftsraum des Leih =/\=

Mit großem Interesse lass der Leih den Bericht, den ihm Sanra, die Stellvertreterin N'nhaeirhus, hatte zukommen lassen. Wie es schien ging es endlich mit den Verhören ihrer beiden Gefangenen voran. Auch wenn Sanra meinte, zumindest klang der Unterton ihres vorläufigen Verhörberichtes danach, dass sie nichts bedeutsames in Erfahrung hatte bringen können, so sah der Leih dies etwas anders. Nun kannten sie einen Ort, an dem sie Informationen würden erlangen können, denn Piraten hatten ein natürliches Interesse daran Informationen über ihre Umgebung und ihre potentiellen Opfer zu sammeln. Dort würden sie vermutlich Informationen, vor allem Sternenkarten waren von großem Interesse für die Rihannsu, aber auch nachrichtendienstliche Erkenntnisse über die hier ansässigen Rassen und Völker, finden können, die sie selbst in Monaten oder Jahren nicht würden zusammen tragen können. Schnell entschloss Rikal sich dazu diese Informationsquelle zu erschließen. Wenige Augenblicke später betrat der Leih die Brücke seines Schiffes und augenblicklich erhob der erste Offizier sich vom Sessel des Kommandanten.
„Steuermann, setzen sie einen Kurs auf die Koordinaten, die ich ihnen gleich übermittele. Warp 9.“
„Ssuay, Rekkhai.“
„Wohin geht es, Rekkhai?“ fragte Lyirru tr'Khaetthaetreh, der erste Offizier seines Schiffes.
„Unsere Tal’Shiar Agenten waren erfolgreich bei dem Versuch unsere Gefangenen zu verhören, zumindest teilweise. Sie haben einen Stützpunkt der Piraten ausfindig machen können, dorthin werden wir nun fliegen.“
„Um ihn auszuräuchern, Rekkhai?“
Kurz spielte die Andeutung eines Schmunzelns um die Lippen des Leih.
„Eventuell, hauptsächlich wollen wir Informationen sammeln. Sollte dabei der Stützpunkt Schaden nehmen, war es der Wille der Elemente.“
Nun lächelte auch der 1. Offizier, während sein Leih platz nahm und die Koordinaten zum Steuermann übermittelte. Wenig später war die Blutschwinge auf dem Weg zum Stützpunkt der Piraten. Natürlich war sie getarnt.

=/\= zwei Tage später =/\=

Nach einem ereignislosen Flug erreichte die Blutschwinge ihr Ziel und drang langsam in das System ein, während sämtliche Sensoren mit maximaler Leistung arbeiteten. Auf der Brücke herrschte eine angespannte Stille. Die gesamte Brückenbesatzung wartete und fragte sich, ob sich in diesem tatsächlich ein Stützpunkt der Piraten befand. Das Warten hatte ein Ende, als die ersten abgestrahlten Sensorstrahlen zurückkamen.
„In der Umlaufbahn des dritten Planetens werden Raumfahrzeuge angezeigt. Auch verlässt ein Raumschiff gerade das System“, meldete der OPS Offizier. Man könnte praktisch sehen, wie die Anspannung von der Brückenbesatzung abfiel.
„Setzen sie Kurs auf den dritten Planeten, intensive Abtastung. Einviertel Impuls.“
„Ssuay, Rekkhai.“
Langsam setze die getarnte Blutschwinge sich in Bewegung und näherte sich dem Planeten, auf dem die Rihannsu den Stützpunkt der Piraten vermutete. Binnen eines Tarim war sie in einer Distanz, in der die Blutschwinge die ihr zugewandte Seite des Planeten abtasten konnte. Um auch die andere Seite untersuchen zu können, müsste die Blutschwinge den Planeten umrunden oder eine Sonde bzw. eines ihrer Begleitschiffe starten. Der Leih entschied sich dafür eine getarnte Sonde einzusetzen, um den gesamten Planeten scannen zu können.
Auf Grund der relativ kurzen Distanz war die Blutschwinge in der Lage den Planeten relativ schnell komplett abzutasten. Bei ihm handelte es sich um einen ziemlich typischen Vertreter der Planetenklasse, die die Föderation als Klasse M bezeichnete. Die Vegetation hatte sich bereits entwickelt, wenn auch noch nicht sehr weit. Die am weitesten entwickelten Lebewesen waren vergleichbar mit Sauriern, sehr großen Sauriern. Aber all dies interessierte die Rihannsu bestenfalls sekundär. Ihre Aufmerksamkeit galt dem Stützpunkt der Piraten, den die Sonde entdeckt hatte. Schon auf den ersten Blick stand fest, dass es sich um einen sehr seltsamen Stützpunkt handelte. Es gaben keinen Anhaltspunkt für eine geplante Bebauung. Viele wild durcheinander gewürfelte Gebäude, deren Bestimmung nur schwer zu erkennen war. Eine intensive Untersuchung jedes Gebäudes zeigte, dass es sich zum Großteil um Unterkünfte oder Vergnügungsstätten handelte, der Rest waren Lagerhäuser. Die meisten Raumfahrzeuge standen in Landegruben und wurden dort auch gewartet, einige aber auch auf freien Feld. Zur Enttäuschung der Rihannsu gab es aber keine Zentralengebäude, daher gab es auch kein primäres Ziel für sie. Sie würden die Raumschiffe erobern und viele Gefangene machen müssen, was sie zu einem großen Bodenangriff zwang. Etwas, dass der Leih eigentlich nicht vorgehabt hatte. Viel lieber wäre es ihm gewesen, wenn er nur seine Kommandoeinheiten hinuntergeschickt hätte, die eine Zentrale gestürmt hätten, aber so lies er vom Tribun der Marines einen Angriffsplan ausarbeiten. Dem alten Haudegen würde bestimmt etwas Gutes einfallen.

-tbc-
 

Ehae

New Member
Ehae

Es war früh am Morgen. Sehr früh, um genau zu sein. Aber Ehae liebte diese frühe Stunde und hatte auch nie Probleme damit, so zeitig aufzustehen. Um diese Zeit war noch Ruhe auf dem Schiff. Bis zum Wachwechsel dauerte es noch zwei Stunden und die Sporthalle wurde um diese Zeit nie genutzt. Was Ehae nicht wusste, die von ihr bevorzugte, weil in unmittelbarer Nähe ihres Quartiers gelegene Sporthalle war der Standardtrainingsplatz der Sicherheitsabteilung. Es war zwar nirgendwo festgeschrieben, aber es hatte sich so im Lauf der Zeit ergeben und wurde von allen akzeptiert.
Ehae war seit einer halben Stunde bei ihren meditativen Tai Chi-Übungen. Mit leichten fließenden Bewegungen, bewusster Atmung und strenger Konzentration versuchte sie die jüngsten Erlebnisse zu verarbeiten. Sie wusste, dass es schwer werden würde, zu groß war das Chaos in ihrem Innern. Ihre Harmonie war wahrhaft aus dem Gleichgewicht, das Gespräch mit dem Psychologen hatte sie völlig aufgewühlt. Sie machte sich ernsthaft Sorgen um N'nhaeirhu, obwohl sie allen Grund hatte, diese Person zum Teufel zu wünschen. Aber an ihrem Charakter kam sie nicht vorbei.
Ehae war so sehr auf ihre Übungen fixiert, dass sie rundherum nichts wahrnahm.
So bemerkte sie auch nicht, dass sich die Tür lautlos öffnete und vier Männer eintraten. Sie bewegten sich wie Katzen, geschmeidig und leise. Dieser Eindruck wurde noch durch die eng anliegenden, glänzenden Anzüge verstärkt. Sie standen in einer Ecke beisammen und unterhielten sich fast unhörbar.
„Hab ich’s euch nicht gesagt. Sie ist da, wie jeden morgen und macht diese exotischen Tanzübungen.“ raunte der eine. Sie standen still und beobachteten Ehae, fasziniert von den fließenden, gleitenden Bewegungen, die eine innerliche Kraft und Jahrtausende alte Weisheit erkennen ließen, tief verankert in einer Seele, die eins war mit sich und dem Universum.
„Was ist das?“ fragte ein anderer.
„Ich glaube, das ist irgendein Tanz von der Erde, irgend so was wie von Naturvölkern, anscheinend sehr alt.“ kam die Antwort.
„Nein“, mischte sich der vierte ein, der Anführer, denn sie begegneten ihm mit Respekt. „Das ist ein Kampfsport.“ Die anderen hatten Mühe, sich das Lachen zu verkneifen.
„Das?“ kam die ungläubige Entgegnung.
„Ja, das.“
„Hm“ Zweifel kam in dieser Silbe zum Ausdruck.
Inzwischen war Ehae in einer Stellung erstarrt. Sie wurde zunehmend abgelenkt durch die Anwesenheit der Männer. Zuschauer hatte sie öfter, die sich trotz der frühen Stunde hierher verirrten. Aber diesmal war es anders. Diese vier hatten offensichtlich ein professionelles Interesse an ihr. Sie beendete die Aufwärmphase und wandte ihre Aufmerksamkeit ihren Beobachtern zu.
Der Anführer sprach sie respektvoll an: „Bitte verzeiht uns die Störung, Meisterin Ehae. Aber wir interessieren uns für Ihren Sport. Was ist das eigentlich. Es sieht aus wie ein Tanz, Sport und Meditation zusammen. Und wo kommt diese Kunst her?“
Ehae überquerte die Matte und blieb vor den Männern stehen. Dann verneigte sie sich kurz, die rechte Faust in die linke Hand gelegt.
„Das, meine Herren, ist ein Kampfsport aus dem alten China auf Terra. Dieser Sport gehört eher zur Verteidigung und verbindet meditative und sportliche Elemente. Er wurde benutzt, um das Chi, das ist übertragen die Seele, ins Gleichgewicht zu bringen, hatte also auch therapeutische Zwecke. Er ist bei Weitem nicht so aggressiv, wie die gebräuchlichen Kampfsportarten. Das Verletzungsrisiko ist wesentlich geringer, weil er darauf abzielt, die Kraft eines Angreifers abzuleiten anstatt abzublocken.“
Aufmerksam hörten die vier Sicherheitsleute zu, leicht amüsiert, weil sie sich nicht vorstellen konnten, wie sich jemand mit diesen Tanzfiguren einen Angreifer vom Hals halten könnte.
Ehae spürte den Zweifel. „Wie wär’s mit einer Kostprobe?“
Der Anführer wehrte ab: „Nein, lieber nicht.“
„Haben Sie Angst, sich zu verletzten?“ fragte Ehae mit einem Lächeln, dass der scheinbaren Arroganz in ihrer Frage die Spitze nahm.
„Nein, wir wollen Ihnen nicht weh tun. Der Leih bringt uns um, wenn der Chefköchin was passiert.“
„Keine Angst, ich werde Sie nicht verpetzen. Sie können sich ja vorsichtshalber etwas zurückhalten und erst mal zu zweit anfangen.“
Die Frau ist wohl lebensmüde, dachte sich der Anführer, „wir sind Meister des lachenden Todes. Ich glaube der Leih wird eine neue Sicherheitsgruppe brauchen, nachdem er uns massakriert hat. Aber was soll’s, Sie hat’s ja so gewollt.“
Ehae lächelte immer noch, ging zurück auf die Matte, drehte sich um, hob die Arme und winkte mit den Fingern der rechten Hand. Sie freute sich auf den Kampf. Die Männer sahen sich an, und schließlich gingen zwei von ihnen los und nahmen zu beiden Seiten Ehaes Aufstellung. Ihnen war etwas mulmig zumute. Ehae sah die beiden nacheinander aufmerksam an, verneigte sich dann und ging in Ausgangsstellung. Sie konzentrierte sich auf den einen und behielt den anderen am Rand des Gesichtsfeldes und wartete. Der Angriff kam plötzlich und rasant, wie üblich beim lachenden Tod. Ehae duckte ab, drehte sich, bekam einen Arm zu fassen, platzierte einen Stoß in die gleiche Richtung, wie der Angriff, und ließ wieder los. Der Mann lag bäuchlings auf der Matte und konnte es nicht fassen. Er schüttelte den Kopf, ungläubig und voller Staunen. Ehae blieb wachsam. Sie spürte die Bewegung mehr, als dass sie sie sah und legte den zweiten auf ähnliche Weise flach.
Die beiden waren exzellente Kämpfer und hatten nun erkannt, worauf es hier ankam. Kraftvolle, lineare Angriffe würden hier nicht zum Erfolg führen. Sie änderten die Taktik, griffen zugleich an und hatten Pech. Ehae wand sich heraus wie ein Aal, während die beiden ineinander verknäult auf der Matte landeten. Erneute Änderung der Taktik. Diesmal landete Ehae auf der Matte, ziemlich heftig sogar, obwohl die beiden noch versuchten, den Schwung zu bremsen. Sie lag auf dem Bauch, festgehalten an Beinen und Hals und konnte sich nicht mehr rühren, ohne sich den Hals zu brechen. Roher Kraft konnte sie mit Geschicklichkeit nicht begegnen, und so schlug sie mit der Hand dreimal auf die Matte, dem traditionellen Zeichen für Aufgabe.
Außer Atem erhob sie sich und zog ihren Anzug glatt. „Vielen Dank, meine Herren. Es war mir ein Vergnügen. Jetzt muß ich an meine Arbeit. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.“ Sie verneigte sich.
Die vier verneigten sich ebenfalls voller Respekt. Der Anführer der Gruppe fragte Ehae: “Meisterin Ehae, wäre es möglich, uns zu zeigen, worauf es beim Ableiten der Angriffsrichtung ankommt? Das ist wesentlich eleganter und Kraft sparender als das übliche Abblocken, bei dem man sich auch schon mal einen Knochen brechen kann.“
„Selbstverständlich, wann immer Sie wollen und meine Zeit es erlaubt.“ Sie griff ihr Handtuch und die Tasche und verschwand. Die vier standen auf der Matte und hatten es immer noch nicht verwunden, dass eine Köchin, eine Frau, noch dazu älter und keine Kriegerin, zwei der ihren auf die Matte geschickt hatte. Wenn auch nur zweimal, aber immerhin. Ihr Ego hatte einen leichten Knacks bekommen, den sie mit heftigem, schweißtreibendem Training würden ausbügeln müssen. Wo gibt’s denn so was, eine Köchin. Immerhin gehörten sie zur Sicherheitsabteilung auf dem besten Schiff der Thi Galae, jeder ein Meister des Lachenden Todes.
 
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